Kloster Beuron im Nebel

Mönch werden

„Wachstum kann man nicht machen“

Ein Interview mit Bruder Felix Weckenmann OSB

Prior Br. Felix Weckenmann OSB

Bruder Felix, was macht das Kloster heute attraktiv für Menschen, warum wird man Mönch? 

Br. Felix Weckenmann OSB: Zum einen möchte ich vorausschicken, dass ich hier auch als Gärtner spreche. Da sieht man vielleicht manches ein bisschen einfacher. Das kann ja nicht schaden. Jesus Christus sprach schließlich ebenfalls in einfachen, bäuerlichen Gleichnissen. 

Zum anderen stoße ich als Gärtner mich nun an dem Wort „machen“. Also wie man das Kloster attraktiv „macht“. Wie man es „macht“, ein Mönch zu werden. Denn als Gärtner weiß ich: Wachstum kann man nicht machen. So wie man vieles andere nicht einfach machen kann. Es kommt zu einem.  

Als ich mit Anfang zwanzig in die Erzabtei Beuron eintrat, war das wie eine religiöse Befreiung. Aber auch Ergebnis einer langen Entwicklung. Denn mir war im Grunde schon mit zwölf bewusst: Das könnte mein Weg sein. 

Welche Rolle hat dabei Ihr Beruf als Gärtner gespielt?

Br. Felix Weckenmann OSB: Eine große, der kam jedoch ebenfalls von sich aus zu mir. Durch starkes Interesse meinerseits. Das Kloster lebt davon, dass wir Mönche unsere Begabungen und Fähigkeiten in seinen Dienst stellen. Heute nicht weniger als zur Zeit der Beuroner Schule.  

Die religiöse Hingabe, das Leben in der Gemeinschaft, das sind wichtige, sehr wichtige Aspekte monastischer Lebensführung. Aber auch die Arbeit hat eine große Bedeutung für uns. Man muss sich seinen Platz suchen. Mit Gottvertrauen und ehrlichem Fleiß wächst er einem zu. Wie gesagt: Es gibt Dinge, die kann man nicht machen. 

Die Möglichkeiten, sich im Betrieb der Erzabtei Beuron zu engagieren, sind vielfältig. Wir in der Gärtnerei machen unser Ding. Aber es gibt außerdem den Kunstverlag, die Aufgaben im Gästeflügel und auf der klostereigenen Krankenstation und vieles mehr. 


Wie werde ich Mönch?

Gott, du mein Gott, dich suche ich (Psalm 63)

Wer sich für das Leben als Mönch interessiert und danach sucht, „in einer klösterlichen Gemeinschaft zu leben und unter Abt und Regel zu dienen“ (vgl. RB 1,2), findet in diesem Psalmwort eine erste Grundlage. Das Leben als Mönch ist ein Leben als Suchender, mit der Bereitschaft, auf Gott und seine Weisungen zu hören (Psalm 119).

Hörbereit?

„Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens“, mit diesen Worten beginnt die Regel des heiligen Benedikt (RB Prol 1). Wer die Berufung zum Mönch erspüren will, erkennt Anzeichen mit der inneren Bereitschaft zum Hören auf das Wort Gottes und das absichtslose Hören in der Stille. Ein solches Hören will gelernt sein, zeigt sich durch Eifer für den Gottesdienst (RB 58,7) und mündet in der Entscheidung, durch die Profess Beständigkeit, klösterlichen Lebenswandel und Gehorsam zu geloben (vgl. RB 58,17).

Was muss ich sonst mitbringen?

Wer Mönch werden will, benötigt eine solide persönliche Reife, psychische Stabilität und körperliche Gesundheit. Dazu gehören eine reguläre Schul- und Berufsausbildung mit Abschluss sowie Berufs- und Lebenserfahrungen.

Der Bindung auf Lebenszeit durch die feierliche Profess geht eine Vorbereitungszeit von sechs Jahren voraus. Die grundlegenden Voraussetzungen für eine Aufnahme sind mit der Taufe, Erstkommunion und Firmung gegeben. Ebenso gehört dazu der Ledigenstand (ggf. die Annullierung einer Ehe), die Empfehlung eines geistlichen Begleiters bzw. einer geistlichen Begleiterin sowie ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis.

Schritte auf dem Weg…

Die Zeit der Ausbildung gliedert sich in vier Abschnitte: Die Phase der Kontaktaufnahme (Aspirantat), das Postulat, das Noviziat und die Zeit nach der ersten Profess, die für drei Jahre abgelegt wird.

…als Aspirant

Bevor ein Kandidat aufgenommen wird, kommt er als Gast ins Kloster, um sich inspirieren zu lassen von der Liturgie und der Klostergemeinschaft, von der Stille und Atmosphäre, von der Umgebung und der Region. In Gesprächen mit Erzabt und Novizenmeister werden die Motive zur Berufung durch Gebet und Vertrauen auf eine erkennbare Stimmigkeit geprüft.

…als Postulant

Mit dem Eintritt beginnt das Postulat (12 Monate). In dieser Zeit liegen die Schwerpunkte in der Hinführung zum Stundengebet, zur geistlichen Lesung (Lectio divina) und das Kennenlernen der Klostergemeinschaft.

…als Novize

Mit der Zulassung durch den Erzabt kann nach dem Postulat eine Aufnahme ins Noviziat erfolgen. Das Noviziat dauert 24 Monate. In dieser Zeit erhält der Novize u.a. eine Einführung in die Heilige Schrift, eine Unterweisung in der Regel des heiligen Benedikt, Unterricht in Ordens- und Kirchengeschichte sowie Gregorianischem Choral. Hinzu kommen gemeinsame Werkwochen innerhalb der Beuroner Kongregation und die Teilnahme an Modulen der Gemeinsamen Noviziatsausbildung.

…als Triennalprofesse

Nach dem Noviziat kann nach Abstimmung durch die Klostergemeinschaft und Zulassung durch den Erzabt die Ablegung der ersten Profess für drei Jahre erfolgen. Damit beginnt die erweiterte Übernahme von Verantwortung für übertragene Aufgaben. Nach vorausgehender Klärung einer Berufung für das Priesteramt kann der Triennalprofesse mit Zustimmung des Erzabtes Theologie studieren. Bei entsprechender Begabung und Rückbindung an den Bedarf des Klosters, besteht die Möglichkeit, eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen.

Drei Phasen

Die sechs Jahre der Ausbildung beinhalten drei Phasen: Kennenlernen – Prüfen – Bewähren. Diese Jahre sind reich an Erfahrungen, in denen auf dem Weg zur benediktinischen Identität Herausforderungen und innere Prüfungen zu bewältigen sind, insbesondere der Umgang mit dem Alleinsein.

Die Verheißung

Wer nach Abstimmung und Zulassung durch den Erzabt die Profess auf Lebenszeit ablegt und als juristisches Vollmitglied in die Gemeinschaft aufgenommen wird, setzt seine freie Entscheidung in der Hoffnung auf das Wort des heiligen Benedikt:

„Wer aber im klösterlichen Leben und im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit“ (RB Prol 48).

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