DONNERSTAG DER 34.
WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Gott und Vater,
dein Sohn hat allen,
die sich in seinem Namen versammeln,
verheißen, in ihrer Mitte zu sein.
Gib, dass wir seine Gegenwart erfahren,
schenke uns dein Erbarmen und deinen Frieden
und segne unser Bemühen um Wahrheit und Liebe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 1052)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Daniel in der Löwengrube:
Jeder kennt das Bild; aber was steckt dahinter? Es scheint sich um Vorgänge zu
handeln, die uns aus der neueren Geschichte nur zu bekannt sind, nur dass heute
die Löwen nicht mehr in der Grube sitzen. Da saßen sie schon in der Zeit des
Verfassers, in der Zeit der makkabäischen Religionskämpfe nicht mehr. Daniel
stellt das gesetzestreue Judentum dar, das heißt jene Gruppe von Menschen, die
ihrem Glauben und ihrer Überzeugung treu bleiben, auch wenn es sich nicht
lohnt. Daniel hat nicht provoziert; als er vom Erlass des Königs hörte, „ging
er in sein Haus“ (6,11). Aber dort waren Fenster in der Richtung nach
Jerusalem geöffnet, und dort betete Daniel dreimal täglich. Es ist seltsam,
dass kein totalitäres System solche offenen Fenster dulden kann; sie stehen im
Widerspruch „zum unwandelbaren Gesetz der Meder und Perser“, sie gefährden die
Sicherheit des geschlossenen Systems. 1 Makk 2,60; Hebr 11,33-34. - Zu 6,11: 1 Kön 8,44.48; Tob 3,11; Ps 5,8; 28,2; 55,18; 138,2; Mt 6,6.
ERSTE Lesung |
Dan 6, 12-28 |
Mein Gott hat seinen Engel gesandt und den Rachen
der Löwen verschlossen
Lesung aus dem Buch Daniel
In
jenen Tagen
12schlichen sich
die obersten Beamten heran und fanden Daniel, wie er zu seinem Gott
betete und flehte.
13Darauf
gingen sie zum König und erinnerten ihn an sein Verbot; sie sagten: O König,
hast du nicht ein Verbot unterzeichnet, nach dem jeder, der innerhalb von
dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen außer an dich, König, eine
Bitte richtet, in die Löwengrube geworfen werden soll? Der König gab zur
Antwort: Die Anordnung steht fest nach dem unwandelbaren Gesetz der Meder und
Perser.
14Da
berichteten sie dem König: Daniel, einer von den verschleppten Juden, achtet
weder dich, König, noch das Verbot, das du unterschrieben hast, sondern
verrichtet dreimal am Tag sein Gebet.
15Als
der König das hörte, war es ihm sehr peinlich, und er dachte nach, wie er
Daniel retten könne. Bis Sonnenuntergang bemühte er sich, ihn freizubekommen.
16Doch
jene Männer bestürmten ihn und sagten: Bedenke, König, es ist bei den Medern
und Persern Gesetz, dass jedes Verbot und Dekret, das der König erlässt,
unabänderlich ist.
17Darauf
befahl der König, Daniel herzubringen, und man warf ihn zu den Löwen in die
Grube. Der König sagte noch zu Daniel: Möge dein Gott, dem du so unablässig
dienst, dich erretten.
18Und
man nahm einen großen Stein und wälzte ihn auf die Öffnung der Grube. Der König
versiegelte ihn mit seinem Siegel und den Siegeln seiner Großen, um zu
verhindern, dass an der Lage Daniels etwas verändert würde.
19Dann
ging der König in seinen Palast; fastend verbrachte er die Nacht; er ließ sich
keine Speisen bringen und konnte keinen Schlaf finden.
20Früh
am Morgen, als es gerade hell wurde, stand der König auf und ging in Eile zur
Löwengrube.
21Als er
sich der Grube näherte, rief er mit schmerzlicher Stimme nach Daniel und
fragte: Daniel, du Diener des lebendigen Gottes! Hat dein Gott, dem du so
unablässig dienst, dich vor den Löwen erretten können?
22Daniel
antwortete ihm: O König, mögest du ewig leben.
23Mein
Gott hat seinen Engel gesandt und den Rachen der Löwen verschlossen. Sie taten
mir nichts zuleide; denn in seinen Augen war ich schuldlos, und auch dir
gegenüber, König, bin ich ohne Schuld.
24Darüber
war der König hoch erfreut und befahl, Daniel aus der Grube herauszuholen. So
wurde Daniel aus der Grube herausgeholt; man fand an ihm nicht die geringste
Verletzung, denn er hatte seinem Gott vertraut.
25Nun
aber ließ der König die Männer herbeiholen, die Daniel verklagt hatten, und
ließ sie mit ihren Kindern und Frauen in die Löwengrube werfen. Sie waren noch
nicht am Boden der Grube angelangt, da stürzten sich die Löwen auf sie und
zermalmten ihnen alle Knochen.
26Daraufhin
schrieb König Darius an alle Völker, Nationen und Sprachen auf der ganzen Erde:
Friede sei mit euch in Fülle!
27Hiermit
ordne ich an: Im ganzen Gebiet meines Reiches soll man vor dem Gott Daniels zittern
und sich vor ihm fürchten. Denn er ist der lebendige Gott; er lebt in Ewigkeit.
Sein Reich geht niemals unter; seine Herrschaft hat kein Ende.
28Er
rettet und befreit; er wirkt Zeichen und Wunder am Himmel und auf der Erde; er
hat Daniel aus den Tatzen der Löwen errettet.
Antwortpsalm |
Dan 3, 68.69.70.71.72.73.74 (R: 68b) |
68 Preist den Herrn, Tau und Schnee. |
(GL neu 619, 2 oder 60, 1) |
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! |
VI. Ton |
69 Preist
den Herrn, Eis und Kälte.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
70 Preist
den Herrn, Raureif und Schnee.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
71 Preist
den Herrn, ihr Nächte und Tage.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
72 Preist
den Herrn, Licht und Dunkel.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
73 Preist
den Herrn, ihr Blitze und Wolken.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
74 Die
Erde preis den Herrn.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
Jahr II
Zur Lesung „Babylon (Babel), die große Stadt“ (18,2.21), ist eine historische Tatsache und zugleich ein Mysterium. In der
biblischen Überlieferung ist Babel (so der hebr. Name) die Stadt des Bösen
schlechthin: Symbol der Macht, des Reichtums, des Hochmuts. Die Propheten haben
der mächtigen Stadt und ihren Göttern den Untergang angedroht; die Armeen des
Xerxes haben im Jahr 485 Babel zerstört; heute ist es ein Ruinenfeld. Aber noch
nach seinem Untergang bleibt Babel in der jüdischen und christlichen
Überlieferung das Symbol und der Inbegriff aller gottfeindlichen Mächte.
„Babylon“ ist überall da, wo die Mächtigen dieser Erde den Kampf gegen das Volk
Gottes („Jerusalem“) aufnehmen. Zur Zeit der Offenbarung des Johannes heißt
diese Macht Rom. Das kaiserliche Rom ist „die große Hure“, bei der sich die
Völker der Erde und ihre Götter ein Stelldichein geben. Schon der Engel in Offb
14,8 hat ihr den Untergang angekündigt, in Offb 17 wurde noch ihre
verderbenschwangere Herrlichkeit geschildert, jetzt aber wird ihr das
unmittelbar drohende Ende angesagt: „Man wird sie nicht mehr finden“ (18,21).
- Der Untergang des alten Rom war nicht der Untergang der Welt, so wenig wie
die Zerstörung Jerusalems. Diese Ereignisse sind Vorboten und wohl auch schon
Teil des großen Weltgerichts; sie erschrecken mit ihrem grellen Licht (vgl. 18,1) die Bewohner der Erde. Wenn „der Rauch der Stadt in alle Ewigkeit
aufsteigt“
(19,3), so sollen wir verstehen, dass auch noch von der gerichteten Welt ein
seltsam verschleiertes Halleluja erklingt, das sich mit dem Lobsang der Engel
und Heiligen vermischt. - Zu 18,1-2: Ez 43,2; Jes 13,21-22; Jer 50,39. - Zu
18,21-23: Jer 51,63-64; 25,8-10; Jes 23,8; Nah 3,4; Mt 23,35. - Zu 19,1-3: Ps 19,10; Dtn 32,43; Jes 34,10.
ERSTE Lesung |
Offb 18, 1-2.21-23; 19,1-3.9a |
Gefallen, gefallen ist Babylon
Lesung
aus der Offenbarung des Johannes
1Ich,
Johannes, sah einen anderen Engel aus dem Himmel herabsteigen; er hatte große Macht,
und die Erde leuchtete auf von seiner Herrlichkeit.
2Und er
rief mit gewaltiger Stimme: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große! Zur
Wohnung von Dämonen ist sie geworden, zur Behausung aller unreinen Geister und
zum Schlupfwinkel aller unreinen und abscheulichen Vögel.
21Dann
hob ein gewaltiger Engel einen Stein auf, so groß wie ein Mühlstein; er warf
ihn ins Meer und rief: So wird Babylon, die große Stadt, mit Wucht
hinabgeworfen werden, und man wird sie nicht mehr finden.
22Die
Musik von Harfenspielern und Sängern, von Flötenspielern und Trompetern hört
man nicht mehr in dir. Einen kundigen Handwerker gibt es nicht mehr in dir. Das
Geräusch des Mühlsteins hört man nicht mehr in dir.
23Das
Licht der Lampe scheint nicht mehr in dir. Die Stimme von Braut und Bräutigam
hört man nicht mehr in dir. Deine Kaufleute waren die Großen der Erde, deine
Zauberei verführte alle Völker.
1Danach
hörte ich etwas wie den lauten Ruf einer großen Schar im Himmel: Halleluja! Das
Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist bei unserm Gott.
2Seine
Urteile sind wahr und gerecht. Er hat die große Hure gerichtet, die mit ihrer
Unzucht die Erde verdorben hat. Er hat Rache genommen für das Blut seiner
Knechte, das an ihren Händen klebte.
3Noch
einmal riefen sie: Halleluja! Der Rauch der Stadt steigt auf in alle Ewigkeit.
9aJemand
sagte zu mir: Schreib auf: Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen
ist.
Antwortpsalm |
Ps 100 (99), 2-3.4-5 (R: vgl. Offb 19, 9a) |
R Selig, wer zum Mahl des Lammes geladen ist. - R |
(GL neu 56, 1) |
2 Dient dem Herrn mit Freude! |
V. Ton |
Kommt vor
sein Antlitz mit Jubel!
3 Erkennt: Der Herr allein ist Gott.
Er hat uns geschaffen wir sind sein
Eigentum,
sein Volk und die Herde seiner Weide. - (R)
4
Tretet mit Dank durch seine Tore ein!
Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe
seines Tempels!
Dankt ihm, preist seinen Namen!
5 Denn der Herr ist gütig,
ewig währt seine Huld,
von Geschlecht zu Geschlecht seine
Treue. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Lk 21, 28 |
Halleluja.
Halleluja.
Richtet
euch auf, und erhebt euer Haupt;
denn
eure Erlösung ist nahe.
Halleluja.
Zum Evangelium Die Zerstörung Jerusalems und das Kommen des Menschensohnes sind der
Inhalt des heutigen Evangeliums (21,20-24.25-28). Der Untergang Jerusalems
wird von Lukas entschiedener als von Matthäus und Markus als Strafgericht
gedeutet („Tage der Vergeltung“, V. 22; „Zorn Gottes“, V. 23). Jerusalem
erleidet das gleiche Schicksal wie andere Städte des Bösen und des Unglaubens.
Das Gericht über Jerusalem ist noch nicht das Weltgericht; es gibt danach noch
eine weitere Epoche der Weltgeschichte: „die Zeit der Heiden“ (V. 24): Über
deren Dauer wird nichts gesagt. Die kosmischen Katastrophen, die dem Kommen des
Menschensohnes unmittelbar vorausgehen, stehen in keiner zeitlichen Beziehung
zum Untergang Jerusalems; Lukas beginnt diesen Abschnitt (V. 25-28) ohne jede
Zeitangabe (dagegen Mt 24,29: „Sofort ...“). - Die Jünger Jesu sollen
begreifen, in welchem Augenblick der Weltgeschichte sie leben: Es ist die „Zeit
der Heiden“, die Jerusalem zertreten haben (V. 24) und die Jünger Jesu
verfolgen werden; und es ist die Zeit nach dem Gericht über Jerusalem. Das
nächste große Ereignis wird das Kommen des Menschensohnes sein. Er wird kommen,
man wird ihn sehen (V. 27). Es wird ein unverkennbares und endgültiges
Eingreifen in die Geschichte sein, die im Kommen des Menschensohnes ihr Ende
und ihr Ziel erreicht. - Zu 21,20-24: Mt 24,15-22; Mk 13,14-20; Dtn 32,35;
Jes 63,18; Offb 11,2; Sach 12,3. - Zu 21,25-28: Mt 24,29-31; Mk 13,24-27;
Lk 17,26-30; Jes 34,3; Dan 7,13; Mt 26,64.
Evangelium |
Lk 21, 20-28 |
Jerusalem wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden sich erfüllen
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
20Wenn
ihr aber seht, dass Jerusalem von einem Heer eingeschlossen wird, dann könnt
ihr daran erkennen, dass die Stadt bald verwüstet wird.
21Dann
sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen; wer in der Stadt ist, soll
sie verlassen, und wer auf dem Land ist, soll nicht in die Stadt gehen.
22Denn
das sind die Tage der Vergeltung, an denen alles in Erfüllung gehen soll, was
in der Schrift steht.
23Wehe
den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen. Denn eine
große Not wird über das Land hereinbrechen: Der Zorn Gottes wird über dieses
Volk kommen.
24Mit
scharfem Schwert wird man sie erschlagen, als Gefangene wird man sie in alle
Länder verschleppen, und Jerusalem wird von den Heiden zertreten werden, bis
die Zeiten der Heiden sich erfüllen.
25Es
werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde
werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des
Meeres.
26Die
Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die
Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
27Dann
wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke
kommen sehen.
28Wenn
all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure
Erlösung ist nahe.
FÜRBITTEN
Zu
Jesus Christus, dem Herrn von Zeit und Ewigkeit, beten wir:
Mach
alle Christen hellhörig, dass sie die Botschaft vom kommenden Gericht nicht
überhören.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
Gib
den Herrschern dieser Welt Gedanken des Friedens.
Tröste
die Leidenden mit deinen Verheißungen.
Lass
uns deine Wiederkunft freudig erwarten.
Denn du, Herr, wirst einst kommen, um unsere Erlösung zu vollenden. Dir
sei Ruhm und Ehre in Ewigkeit. A.: Amen.
„Die Sonne, die mich heute bescheint, hat dem ersten Menschen geleuchtet. Es ist die
Sonne Homers ebenso wie die Sonne Davids. Sie ging über Sodoma unter, sie ist
die Sonne des Karfreitags und die Sonne des Ostertags; die gleiche Sonne wird
das Ende unserer Welt sehen. Warum schauen wir sie nicht mit ehrfürchtigem
Schauer?“ (Josef Eger).
„Im Blick auf die kommenden Nöte sagt Jesus nicht: Wenn ihr merkt, dass dies
alles auf euch zukommt, dann geht in Deckung, dann igelt euch ein, dann legt
euch platt auf den Boden!, sondern er sagt: Wenn es ganz schwer für euch wird,
dann erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht! Warum richtet sich der
Glaube so auf? Warum kennt er dieses hochgemute Schreiten angesichts der
Wetter? Weil er um einen anderen Schritt weiß, der in eben diesen Wettern auf
uns zukommt, weil die Wetter nie allein kommen und weil es eine Stimme gibt,
die in allen Stürmen nach uns ruft, und eine Hand, die uns in jedem Dunkel
hält“ (Helmut Thielicke).