FREITAG DER 23. WOCHE
IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Herr,
Du kennst unser Elend:
Wir reden miteinander und verstehen uns nicht.
Wir schließen Verträge und vertragen uns nicht.
Wir sprechen vom Frieden und rüsten zum Krieg.
Zeig uns einen Ausweg.
Sende deinen Geist,
damit er den Kreis des Bösen durchbricht
und das Angesicht der Erde erneuert.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 311, 18)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Timotheus hatte sich dem Apostel Paulus auf der zweiten Missionsreise angeschlossen
und war dann sein Begleiter und treuer Mitarbeiter geworden. Die Briefe an
Timotheus und Titus (Pastoralbriefe) sind unter dem Namen des Apostels Paulus
überliefert, wurden aber wahrscheinlich erst gegen Ende des 1. Jahrhunderts
geschrieben und geben uns ein Bild von der Situation paulinischer
Christengemeinden jener Zeit. Die Probleme sind im Grunde dieselben, wie sie
schon in den späten Paulusbriefen sichtbar werden. Da war vor allem eine
judaisierende Richtung, mit der sich auch Paulus auseinander gesetzt hat. Die
Verse 13-14 erwähnen dankend die Bekehrung des Paulus; er hat Erbarmen
gefunden, 1. weil er nur aus Unwissenheit Christus bekämpft hatte, und 2. weil
Christus gerade dazu in die Welt gekommen ist, um die Sünder zu retten (V. 15;
vgl. Lk 15,2). -
Röm 1,1; Tit 1,3; Apg 16,1-3. Zu 1,12-14: Apg 8,3; 3,17; 1 Kor 15,9-10; Gal 1,13-16.
ERSTE Lesung |
1 Tim 1, 1-2.12-14 |
Früher verhöhnte ich ihn: aber ich habe Erbarmen gefunden
Lesung
aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus
1Paulus,
Apostel Christi Jesu durch den Auftrag Gottes, unseres Retters, und Christi
Jesu, unserer Hoffnung,
2an
Timotheus, seinen echten Sohn durch den Glauben. Gnade, Erbarmen und Friede von
Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn.
12Ich
danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn. Er hat
mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen,
13obwohl
ich ihn früher lästerte, verfolgte und verhöhnte. Aber ich habe Erbarmen
gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat.
14So
übergroß war die Gnade unseres Herrn, die mir in Christus Jesus den Glauben und
die Liebe schenkte.
Antwortpsalm |
Ps 16 (15), 1-2 u. 5.7-8.9 u. 11 (R: vgl. 5a) |
R Du, Herr, bist mein Anteil und Erbe. - R |
(GL neu 649, 2) |
1 Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir. |
II. Ton |
2 Ich sage zum Herrn: „Du bist mein Herr;
mein ganzes Glück bist du allein.“
5
Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst
mir den Becher;
du hältst mein Los in deinen Händen. - (R)
7
Ich preise den Herrn, der mich beraten
hat.
Auch mahnt mich mein Herz in der
Nacht.
8
Ich habe den Herrn beständig vor Augen.
Er steht mir zur Rechten, ich wanke
nicht. - (R)
9 Darum freut sich mein Herz und frohlockt
meine Seele;
auch mein Leib wird wohnen in
Sicherheit.
11 Du zeigst mir den Pfad zum Leben.
Vor deinem Angesicht herrscht Freude
in Fülle,
zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.
- R
Jahr II
Zur Lesung Die christliche Freiheit ist nur dann christlich, wenn sie sich in der
Liebe verwirklicht, d. h. näherhin: wenn sie mit Rücksicht auf den Bruder
bereit ist, auf ihr Recht zu verzichten (vgl. gestrige Lesung). Das braucht
nicht eigentlich bewiesen zu werden; wer es nicht einsieht, dem werden auch
Beweise nicht viel nützen. Aber es kann anschaulich gemacht werden, und das versucht
Paulus, indem er auf seine eigene Situation verweist. Er ist Apostel und hat
als solcher gewisse „Rechte“: er könnte, wie andere Apostel, eine Frau haben;
er könnte (für sich und seine Familie) seinen Unterhalt von der Gemeinde
beziehen. Er macht von seinem Recht aber keinen Gebrauch. „um dem Evangelium
Christi kein Hindernis in den Weg zu legen“ (V. 12). Zudem steht er mit Gott in
keinem Vertragsverhältnis, er ist kein Angestellter; der Rechte geltend machen
kann. Er steht völlig in der Verfügung dessen, der ihn berufen hat. Er ist von
Gott in Dienst genommen, um allen Menschen zu dienen und wenigstens einige zu
retten. Nur so rettet er auch sich selbst. Retten kann nur die Liebe, nicht das
Recht, auch nicht die „Erkenntnis“, die hochmütig macht und den schwachen
Bruder zugrunde gehen lässt. Apg 4,18-20; 9,15-16; 22,14-15; 26,16-18; 2
Kor 11,7.
ERSTE Lesung |
1 Kor 9, 16-19.22b-27 |
Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
Brüder!
16Wenn
ich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn
ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!
17Wäre
es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn. Wenn es mir aber nicht frei steht,
so ist es ein Auftrag, der mir anvertraut wurde.
18Was
ist nun mein Lohn? Dass ich das Evangelium unentgeltlich verkünde und so auf
mein Recht verzichte.
19Da ich
also von niemand abhängig war, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht, um
möglichst viele zu gewinnen.
22bAllen
bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.
23Alles
aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben.
24Wisst
ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den
Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt.
25Jeder
Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen,
wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen.
26Darum
laufe ich nicht wie einer, der ziellos läuft, und kämpfe mit der Faust nicht
wie einer, der in die Luft schlägt;
27vielmehr
züchtige und unterwerfe ich meinen Leib, damit ich nicht anderen predige und
selbst verworfen werde.
Antwortpsalm |
Ps 84 (83), 3.4.5-6.12-13a (R: vgl. 2a) |
R Wie lieb ist mir deine Wohnung, o Herr! - R |
(GL neu 653, 3) |
3 Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht |
V. Ton |
nach dem Tempel des Herrn.
Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm
zu,
ihm, dem lebendigen Gott. - (R)
4
Auch der Sperling findet ein Haus
und die Schwalbe ein Nest für ihre
Jungen -
deine Altäre, Herr der Heerscharen,
mein Gott und mein König. - (R)
5 Wohl denen, die wohnen in deinem Haus,
die dich allezeit loben.
6 Wohl den Menschen, die Kraft finden in
dir,
wenn sie sich zur Wallfahrt rüsten. - (R)
12
Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild.
Er schenkt Gnade und Herrlichkeit;
der Herr versagt denen, die
rechtschaffen sind, keine Gabe.
13a Herr der Heerscharen, wohl dem, der dir
vertraut! - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Joh 17, 17 |
Halleluja.
Halleluja.
Dein
Wort, o Herr, ist Wahrheit;
heilige
uns in der Wahrheit!
Halleluja.
Zum Evangelium Drei Jesusworte sind hier zusammengestellt: das Gleichnis vom blinden
Blindenführer, der Spruch vom Schüler und Lehrer und das Gleichnis vom Splitter
und vom Balken im Auge. - Blinde Führer von Blinden sind nach Mt 15,14 die
Pharisäer. Blind ist, wer Wege Gottes nicht kennt; wenn er andere führen will,
wird er sie mit sich selbst in das Gericht hineinreißen. Lukas hat das Wort
nicht auf die Pharisäer eingeengt, er hat es in seiner allgemeinen Gültigkeit
stehen lassen Der Jünger ist nicht mehr als sein Meister; das kann im
Zusammenhang hier heißen: Wenn der Meister barmherzig ist, soll der Jünger
weder klüger noch strenger sein wollen als er. - Mt 10,24-25; Joh 13,16; 15,20; Mt 7,3-5.
Evangelium |
Lk 6, 39-42 |
Kann ein Blinder einen Blinden führen?
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
39sprach
Jesus zu seinen Jüngern: Kann ein Blinder einen Blinden
führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen?
40Der
Jünger steht nicht über seinem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird
wie sein Meister sein.
41Warum
siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem
eigenen Auge bemerkst du nicht?
42Wie
kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem
Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst?
Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen,
den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.
FÜRBITTEN
Wir
beten zu Jesus Christus, der unsere Hoffnung ist:
Schenke
allen Christen Geduld und Nachsicht mit den Schwächen ihrer Mitmenschen.
A.: Herr, erhöre unser Gebet.
Schenke
allen Völkern Wohlergehen und Frieden.
Sei
allen nahe, die aus ihrer Not keinen Ausweg finden.
Bewahre
uns davor, über andere selbstgerecht zu urteilen.
Heiliger Gott, vor dir ist niemand ohne Schuld. Erbarme dich unser durch Christus, unseren Herrn.
A.: Amen.
„Wer in der Barmherzigkeit lebt, kennt nicht Empfindlichkeit, nicht Enttäuschung.
Er verschenkt sich einfach, sich selbst vergessend, freudig mit der ganzen
Glut seines Herzens, frei - ohne eine Gegenleistung zu erwarten“ (Regel von
Taizé).
„Man sieht besser
in einer schwarzen Nacht
auf einem schwarzen Stein
einen schwarzen Käfer
als den Hochmut im eigenen Herzen“ (Arabisches
Sprichwort).