Samstag der 19. Woche im Jahreskreis
Tagesgebet
Gott, du unsere Hoffnung und unsere Kraft,
ohne dich vermögen wir nichts.
Steh uns mit deiner Gnade bei,
damit wir denken, reden und tun, was dir gefällt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 272)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Als Fortsetzung der
gestrigen Lesung müsste die heutige eigentlich mit „Und nun“ beginnen (wie Dtn
10,12: Anfang der Lesung am Montag). Denn was jetzt folgt, ist die Antwort
der Stämme Israels auf das, was Gott getan und gesagt hat. Die Antwort besteht
im Bekenntnis zum einen und einzigen Gott, also in der Verwirklichung des
Ersten Gebotes. Negativ heißt das: „Schafft die Götter fort ...!“ Josua ist mit
einem Lippenbekenntnis nicht zufrieden: die fremden Götter müssen wirklich
verschwinden, aus dem Kult und dem Leben des Volkes (V. 19). Tatsächlich ist
der Kampf gegen die „fremden Götter“ auch mit der Bundeserneuerung von Sichem
nicht beendet. Die Propheten werden einer nach dem andern das Volk daran
erinnern müssen, dass es nur einen Gott gibt und dass er ein heiliger,
leidenschaftlich liebender und deshalb unduldsamer Gott ist. - Zu Vers 14: Gen
35,2. - Zu Vers 16: Ex 19,8; 24,3. - Zu Vers 19-20: Lev 26,1; Dtn 4,24; 6,15. - Zu Vers 26-28: Gen 12,6-7; 35,4; Ex 24,4; Ri 9,6; 1 Sam 10,25; Ri 2,6. - Zu
Vers 29: Ri 2,7-10.
ERSTE Lesung |
Jos 24, 14-29 |
Ich holte euren Vater Abraham von jenseits des Stroms. Ich habe euch
herausgeführt aus Ägypten; ich brachte euch in das Land
Lesung aus dem Buch Josua
In
jenen Tagen sprach Josua zum Volk; er sagte:
14Fürchtet den Herrn, und dient ihm in vollkommener Treue. Schafft die Götter fort,
denen eure Väter jenseits des Stroms und in Ägypten gedient haben, und dient
dem Herrn!
15Wenn es euch
aber nicht gefällt, dem Herrn zu dienen, dann entscheidet euch heute, wem ihr
dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten, oder
den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir
wollen dem Herrn dienen.
16Das Volk
antwortete: Das sei uns fern, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern
dienen.
17Denn der Herr,
unser Gott, war es, der uns und unsere Väter aus dem Sklavenhaus Ägypten
herausgeführt hat und der vor unseren Augen alle die großen Wunder getan hat.
Er hat uns beschützt auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind, und unter allen
Völkern, durch deren Gebiet wir gezogen sind.
18Der Herr hat
alle Völker vertrieben, auch die Amoriter, die vor uns im Land wohnten. Auch
wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott.
19Da sagte Josua
zum Volk: Ihr seid nicht imstande, dem Herrn zu dienen, denn er ist ein
heiliger Gott, ein eifersüchtiger Gott; er wird euch eure Frevel und eure
Sünden nicht verzeihen.
20Wenn ihr den
Herrn verlasst und fremden Göttern dient, dann wird er sich von euch abwenden,
wird Unglück über euch bringen und euch ein Ende bereiten, obwohl er euch zuvor
Gutes getan hat.
21Das Volk aber
sagte zu Josua: Nein, wir wollen dem Herrn dienen.
22Josua antwortete
dem Volk: Ihr seid Zeugen gegen euch selbst, dass ihr euch für den Herrn und
für seinen Dienst entschieden habt. Sie antworteten: Das sind wir.
23Schafft also
jetzt die fremden Götter ab, die noch bei euch sind, und neigt eure Herzen dem
Herrn zu, dem Gott Israels!
24Das Volk sagte
zu Josua: Dem Herrn, unserem Gott, wollen wir dienen und auf seine Stimme
hören.
25So schloss Josua
an jenem Tag einen Bund für das Volk und gab dem Volk Gesetz und Recht in
Sichem.
26Josua schrieb
alle diese Worte in das Buch des Gesetzes Gottes, und er nahm einen großen
Stein und stellte ihn in Sichem unter der Eiche auf, die im Heiligtum des Herrn
steht.
27Dabei sagte er
zu dem ganzen Volk: Seht her, dieser Stein wird ein Zeuge sein gegen uns; denn
er hat alle Worte des Herrn gehört, die er zu uns gesprochen hat. Er soll ein
Zeuge sein gegen euch, damit ihr euren Gott nicht verleugnet.
28Dann entließ
Josua das Volk, einen jeden in seinen Erbbesitz.
29Nach diesen
Ereignissen starb Josua, der Sohn Nuns, der Knecht des Herrn, im Alter von
hundertzehn Jahren.
Antwortpsalm |
Ps 16 (15), 1-2 u. 5.7-8.9 u. 11 (R: vgl. 5a) |
R Du, Herr, bist mein Anteil und Erbe. - R |
(GL neu 649, 2) |
1 Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir. |
II. Ton |
2 Ich sage zum Herrn: „Du bist mein Herr;
mein ganzes Glück bist du allein.“
5
Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst
mir den Becher;
du hältst mein Los in deinen Händen. - (R)
7
Ich preise den Herrn, der mich beraten
hat.
Auch mahnt mich mein Herz in der
Nacht.
8
Ich habe den Herrn beständig vor Augen.
Er steht mir zur Rechten, ich wanke
nicht. - (R)
9
Darum freut sich mein Herz und frohlockt
meine Seele;
auch mein Leib wird wohnen in
Sicherheit.
11 Du zeigst mir den Pfad zum Leben.
Vor deinem Angesicht herrscht Freude
in Fülle,
zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.
- R
Jahr II
Zur Lesung Bei Ezechiel wird stärker als bei anderen Propheten eine Seite des
prophetischen Amtes sichtbar, die wir mit dem Wort „Seelsorge“ bezeichnen
können, wenn wir darunter die Lebenshilfe durch mahnenden, warnenden und
tröstenden Zuspruch verstehen. Zu Ezechiels Zeit, die eine Zeit des Gerichts
war, stellte sich einem stark individuellen Bewusstsein die Frage nach dem
Anteil des einzelnen an der Schuld und Verantwortung seines Volkes. Die
grundsätzliche Antwort des Propheten: Jede Generation und jeder Mensch ist für
sich selbst verantwortlich: „Nur wer sündigt, soll sterben“ (V. 4). Dazu tritt
als wesentliche Ergänzung: Ich habe doch kein Gefallen am Tod des Menschen; ich
will, dass der Gottlose von seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt (18,32 u.
33,11).
Das ist mehr als ein Rechtssatz oder eine Schuldisputation über die
Gerechtigkeit Gottes; es ist prophetische Antwort auf ein bitteres Wort, das
nach der Katastrophe im Volk umging (18,2), und es ist Ruf zur Umkehr: Noch
ist es nicht zu spät. - Jer 31,29-30; Klgl 5,7; Dtn 24,16; Am 5,4-5.14-15.
- Zu Vers 30-32: Ez 33,20; Mt 16,27; Ez 11,19; Jer 4,4; Ez 33,11; 18,23;
Weish 1,13; Hos 11,9; Mt 3,2; 4,17; Joh 8,11.
ERSTE Lesung |
Ez 18, 1-10.13b.30-32 |
Ich will euch richten, jeden nach seinem Verhalten
Lesung aus dem Buch Ezechiel
1Das Wort des Herrn erging an mich:
2Wie kommt ihr dazu, im Land Israel das Sprichwort zu
gebrauchen: Die Väter essen saure Trauben, und den Söhnen werden die Zähne
stumpf?
3So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -,
keiner von euch in Israel soll mehr dieses Sprichwort gebrauchen.
4Alle Menschenleben sind mein Eigentum, das Leben des
Vaters ebenso wie das Leben des Sohnes, sie gehören mir. Nur wer sündigt, soll
sterben.
5Ist jemand gerecht, so handelt er nach Recht und
Gerechtigkeit.
6Er hält auf den Bergen keine Opfermahlzeiten ab. Er
blickt nicht zu den Götzen des Hauses Israel auf. Er schändet nicht die Frau
seines Nächsten. Einer Frau tritt er nicht nahe während ihrer Blutung.
7Er unterdrückt niemand. Er gibt dem Schuldner das
Pfand zurück. Er begeht keinen Raub. Dem Hungrigen gibt er von seinem Brot, und
den Nackten bekleidet er.
8Er leiht nicht gegen Zins und treibt keinen Wucher.
Er hält seine Hand vom Unrecht fern. Zwischen Streitenden fällt er ein
gerechtes Urteil.
9Er lebt nach meinen Gesetzen, er achtet auf meine
Rechtsvorschriften und befolgt sie treu. Er ist gerecht, und deshalb wird er am
Leben bleiben - Spruch Gottes, des Herrn.
10Angenommen aber, er zeugt einen Sohn, der
gewalttätig wird, der Blut vergießt oder eine andere von diesen Sünden begeht,
13soll der
dann am Leben bleiben? Er soll nicht am Leben bleiben. Er hat alle diese
Gräueltaten verübt, darum muss er sterben. Er ist selbst schuld an seinem Tod.
30Darum will ich euch richten, jeden nach seinem
Verhalten, ihr vom Haus Israel - Spruch Gottes, des Herrn. Kehrt um, wendet
euch ab von all euren Vergehen! Sie sollen für euch nicht länger der Anlass
sein, in Sünde zu fallen.
31Werft alle Vergehen von euch, die ihr verübt habt!
Schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Warum wollt ihr sterben, ihr
vom Haus Israel?
32Ich habe doch kein Gefallen am Tod dessen, der
sterben muss – Spruch Gottes, des Herrn. Kehrt um, damit ihr am Leben bleibt.
Antwortpsalm |
Ps 51 (50), 12-13.14-15.18-19 (R: vgl. 12a) |
R Ein reines Herz erschaffe mir, o Gott! - R |
(GL neu 301) |
12 Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, |
IV. Ton |
und gib mir einen neuen, beständigen
Geist!
13 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,
und nimm deinen heiligen Geist nicht
von mir! - (R)
14 Mach mich wieder froh mit deinem Heil;
mit einem willigen Geist rüste mich
aus!
15 Dann lehre ich Abtrünnige deine Wege,
und die Sünder kehren um zu dir. - (R)
18 Schlachtopfer willst du nicht, ich würde
sie dir geben;
an Brandopfern hast du kein Gefallen.
19 Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein
zerknirschter Geist,
ein zerbrochenes und zerschlagenes
Herz wirst du,
Gott, nicht verschmähen. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Mt 11, 25 |
Halleluja.
Halleluja.
Sei
gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde;
du
hast die Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.
Halleluja.
Zum Evangelium Immer wieder sucht Jesus die Begegnung mit den Geringen und
Verachteten. Zu ihnen gehören nach damaliger Auffassung auch die Kinder. Sie
verstehen nichts und können nichts tun. Aber gerade das sollen die Jünger Jesu
lernen: die Herrschaft Gottes braucht keine menschlichen Leistungen, im
Gegenteil: die Leistungen des Menschen und der Anspruch, den er aus ihnen
ableitet, hindern ihn, sich von Gott beschenken zu lassen. Man kann das Reich
Gottes nur empfangen in der Haltung des Kindes: mit leeren Händen und mit
wartendem Herzen; „liebt doch Gott die leeren Hände, und der Mangel wird
Gewinn“ (Bergengruen). In der christlichen Kirche hat man seit früher Zeit im
Wort Jesu und in seiner segnenden Gebärde (19,14-15) eine Rechtfertigung der
Kindertaufe und der Frühkommunion gesehen. Dagegen lassen sich beachtliche
Einwände anführen, aber es bleibt wahr, dass Gott nicht auf die geistigen
Fähigkeiten des Menschen angewiesen ist. Zudem weiß die heutige Psychologie,
dass sich das Kind nicht in einem Zustand der Unbewusstheit, sondern der
Vorbewusstheit befindet und dass es durch die Erfahrungen der ersten Monate und
Jahre zutiefst geprägt wird. - Mk 10,13-16; Lk 18,15-17; 9,47-48; Mt 18,3-4; 1 Petr 2,1-2.
Evangelium |
Mt 19, 13-15 |
Lasst die Kinder zu mir kommen; denn Menschen wie ihnen gehört das
Himmelreich
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In
jener Zeit
13brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die
Hände auflegte und für sie betete. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab.
14Doch Jesus sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen;
hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich.
15Dann legte er ihnen die Hände auf und zog weiter.
Fürbitten
Zu
Jesus Christus, dem Mittler zwischen Gott und den Menschen, wollen wir voll
Vertrauen beten:
Für
alle Hirten der Kirche: gib ihnen Klugheit und Tatkraft. (Stille) Christus, höre uns.
A.: Christus, erhöre uns.
Für
die Völker: zeige ihnen Wege, wie sie ihre Probleme lösen können. (Stille) Christus, höre uns.
Für
die Armen: gib ihnen, was sie zum Leben nötig haben. (Stille)
Christus, höre uns.
Für
unsere Kinder: segne sie, und behüte sie in allen Gefahren. (Stille) Christus, höre uns.
Gütiger Gott, du hast uns für eine unvergängliche Freude geschaffen. Mach
uns froh in deinem Dienst durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„In der alten Kirche gab es
kein Ja des Glaubens, keine Entscheidung zur Taufe, der nicht die so genannte
Abrenuntiatio vorausgegangen wäre. Das war die ausdrückliche Absage, die
faktische Trennung von den fremden Göttern. Es musste ausgesprochen, es musste
bekannt werden, welche Bindungen jetzt gelöst wurden. Und das kann niemand mit
sich selber abmachen. Dazu brauchen wir die Hilfe des Bruders, der Schwester.
Dazu brauchen wir den priesterlichen Menschen, dem gegenüber wir uns völlig
öffnen können, der mitträgt und mitbetet und die Lossprechung im Namen Jesu
vollzieht. Ob wohl darum unter uns so wenig Gewissheit des Heils, so wenig
Freudigkeit zum Dienst lebendig ist, weil wir uns nicht wirklich getrennt haben
von den fremden Göttern, weil wir Christen sind des Sowohl-als-auch? ‚Tut sie
von euch‘, sagt Josua auch zu uns.
Und dann tut Josua noch etwas Eigenartiges. Es
heißt im Text, er habe einen großen Stein genommen und ihn aufgerichtet unter
der Eiche, die beim Heiligtum des Herrn war (V. 26). Dieser Stein ist wie ein
sichtbares Denkmal der Bundeserneuerung. Er soll Zeuge sein, bleibender Zeuge
für das, was Gott gesagt hat, für seine Zusage und auch für die Zusage des
Volkes und seine Verpflichtung. Haben wir nicht auch solch ein Denkmal der
großen Bundeserneuerung unter uns? Es ist nicht ein Stein, aber ein Tisch, ein für
uns alle gedeckter Tisch. Ist nicht auch dieser Tisch des heiligen Abendmahles
Zeuge dessen, was Gott geredet hat in seinem Sohn? Das ist mein Leib, für euch
gebrochen, das ist mein Blut, für euch vergossen, tut das zu meinem
Gedächtnis, tut das zur Vergebung der Sünden. Und ist er nicht auch Zeuge
unserer Wahl, Zeuge unserer Verpflichtung?“ (W. Pfendsack).