DONNERSTAG DER
6. WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Allmächtiger,
ewiger Gott,
deinem
Willen gehorsam,
hat
unser Erlöser Fleisch angenommen,
er
hat sich selbst erniedrigt
und
sich unter die Schmach des Kreuzes gebeugt.
Hilf
uns,
dass
wir ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen
und
an seiner Auferstehung Anteil erlangen.
Darum
bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
(MB [8])
Oder ein anderes
Tagesgebet
Jahr I
Zur
Lesung In Gen 9,1-17 hören wir eine andere Stimme
als in den zwei vorausgehenden Lesungen über die Sintflut. Hier haben wir es
nicht mit Erzählung, sondern mit theologischer Lehre zu tun. Gedankengang und
Sprache erinnern an den ersten Schöpfungsbericht (Gen 1). Was in Kap. 1 bei der
Erschaffung des Menschen gesagt war (1,28), wird in 9,1 aufgegriffen; aber die
Situation von Kap. 1, wo alles „sehr gut“ war (1,31), hat sich gründlich
verändert. Von Blut und Furcht und Schrecken ist jetzt die Rede. Mit dem Frieden
ist es aus, das Leben muss geschützt werden. Der Mensch wird von jetzt an das
Fleisch der Tiere essen; aus dem Früchtesammler ist der Jäger geworden. Aber die
Scheu auch vor dem Leben der Tiere soll dem Menschen nicht verloren gehen; er
soll das Blut der Tiere nicht trinken, denn das Blut ist nach alter Auffassung
der Sitz des Lebens. Die gewichtigere Aussage aber steht im 2. Teil dieser
Lesung (V. 8-13): Gott segnet Noach, den Stammvater der neuen Menschheit,
wie er Adam gesegnet hat, und er schließt mit ihm einen „Bund“. Hier steht zum
ersten Mal das zukunftsträchtige Wort vom „Bund“ Gottes mit den Menschen. Dieser
erste Bund ist nicht auf einen Teil der Menschheit beschränkt, er hat kosmische
Weite wie das Zeichen dieses Bundes, der Regenbogen. Gegen alle Gewalt der
Natur, ja selbst gegen die Macht seines eigenen Zorns stellt Gott sich auf die
Seite des bedrohten Menschen und verpflichtet sich, ihn zu beschützen. Ein
großer Optimismus spricht aus diesem Kapitel der Bibel. - Sir 17,1-4; Jak 3,7;
Dtn 12,15-16; Num 35,33; Ex 20,13; Gen 1,26; 6,18; Sir 44,18; Jes 54,9-10; Sir 43,11-12; Ez 1,28.
ERSTE Lesung |
Gen 9, 1-13 |
Meinen
Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und
der Erde
Lesung aus dem Buch
Genesis
1Gott
segnete Noach und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, vermehrt
euch, und bevölkert die Erde!
2Furcht
und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen, auf alle Vögel
des Himmels, auf alles, was sich auf der Erde regt, und auf alle Fische des
Meeres; euch sind sie übergeben.
3Alles
Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch
wie die grünen Pflanzen.
4Nur
Fleisch, in dem noch Blut ist, dürft ihr nicht essen.
5Wenn
aber euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft, und zwar für das Blut
eines jeden von euch. Von jedem Tier fordere ich Rechenschaft und vom Menschen.
Für das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem seiner
Brüder.
6Wer
Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen. Denn: Als
Abbild Gottes hat er den Menschen gemacht.
7Seid
fruchtbar, und vermehrt euch; bevölkert die Erde, und vermehrt euch auf
ihr!
8Dann
sprach Gott zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren:
9Hiermit
schließe ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen
10und
mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Tieren des
Feldes, mit allen Tieren der Erde, die mit euch aus der Arche gekommen
sind.
11Ich
habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch
vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die
Erde verderben.
12Und
Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und
euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden
Generationen:
13Meinen
Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und
der Erde.
Antwortpsalm |
Ps 102 (101), 16-17.18-19.20-21.29 u. 22 (R: vgl. 20b) |
R Der Herr blickt vom Himmel auf die Erde nieder. - R |
(GL neu 79,1) |
16 Die Völker fürchten den Namen des Herrn |
VII. Ton |
und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.
17 Denn der Herr
baut Zion wieder auf
und erscheint in all seiner Herrlichkeit. -
(R)
18
Er wendet sich
dem Gebet der Verlassenen zu,
ihre Bitten verschmäht er nicht.
19 Dies sei
aufgeschrieben für das kommende Geschlecht,
damit das Volk, das noch erschaffen wird, den Herrn lobpreise. - (R)
20
Der Herr schaut
herab aus heiliger Höhe,
vom Himmel blickt er auf die Erde nieder;
21 er will auf das
Seufzen der Gefangenen hören
und alle befreien, die dem Tod geweiht sind. -
(R)
29 Die Kinder deiner
Knechte werden in Sicherheit wohnen,
ihre Nachkommen vor deinem Antlitz bestehen,
22 damit sie den
Namen des Herrn auf dem Zion verkünden
und sein Lob in Jerusalem. - R
Jahr II
Zur
Lesung Gottesdienst und Leben sind nicht zwei
getrennte Gebiete, wenn auch viele Christen es so meinen und praktizieren. Die
Sorge für die Notleidenden hat nicht nur mit Gottesdienst zu tun: sie ist Dienst
vor Gott (1,27). „Meine Brüder“, beginnt die heutige Lesung; wo im Jakobusbrief
diese Anrede steht, müssen wir gut hinhören: da wird etwas gesagt, was uns
angeht. Was hier folgt, hat nichts an Aktualität verloren: Arm und Reich,
Personenkult und Gericht des barmherzigen Gottes über die Unbarmherzigen. Vom
Personenkult („Ansehen der Person“) spricht der erste und letzte Vers unserer
Lesung. Es ist so verständlich, dass die Gemeinde sich freut, wenn in ihrer
Versammlung ein reicher Mann (oder eine reiche Frau) in entsprechender Kleidung
erscheint; die frühchristlichen Gemeinden waren ja überwiegend arm. Aber wie ist
es möglich, dass die Gemeinde die Würde der Armut und der Armen vergisst? Welche
„Herrlichkeit“ gilt denn in der Gemeinde: die des Herrn Jesus Christus oder die
des reichen Mannes? Und wo das „königliche Gesetz“ missachtet wird, wie kann da
überhaupt noch von einem Gottesdienst die Rede sein? - 1 Kor
1,26-29; Offb 2,9;
Jak 1,12; Röm 13,8-10; Lev 19,18; Spr 14,21; Sir 35,15-17; Mt 22,39; Spr
24,23; Dtn 1,17.
ERSTE Lesung |
Jak 2, 1-9 |
Hat
Gott nicht die Armen in der Welt auserwählt? Ihr aber verachtet die
Armen
Lesung aus dem
Jakobusbrief
1Meine Brüder, haltet den
Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, frei von
jedem Ansehen der Person.
2Wenn in eure Versammlung ein
Mann mit goldenen Ringen und prächtiger Kleidung kommt, und zugleich kommt ein
Armer in schmutziger Kleidung,
3und ihr blickt auf den Mann
in der prächtigen Kleidung und sagt: Setz dich hier auf den guten Platz!, und zu
dem Armen sagt ihr: Du kannst dort stehen!, oder: Setz dich zu meinen Füßen!
-
4macht ihr dann nicht
untereinander Unterschiede und fällt Urteile aufgrund verwerflicher
Überlegungen?
5Hört, meine geliebten
Brüder: Hat Gott nicht die Armen in der Welt auserwählt, um sie durch den
Glauben reich und zu Erben des Königreichs zu machen, das er denen verheißen
hat, die ihn lieben?
6Ihr aber verachtet den
Armen. Sind es nicht die Reichen, die euch unterdrücken und euch vor die
Gerichte schleppen?
7Sind nicht sie es, die den
hohen Namen lästern, der über euch ausgerufen worden ist?
8Wenn ihr dagegen nach dem
Wort der Schrift: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! das
königliche Gesetz erfüllt, dann handelt ihr recht.
9Wenn ihr aber nach dem
Ansehen der Person urteilt, begeht ihr eine Sünde, und aus dem Gesetz selbst
wird offenbar, dass ihr es übertreten habt.
Antwortpsalm |
Ps 34 (33), 2-3.4-5.6-7 (R: vgl. 7) |
R Der Herr erhört den Armen, |
(GL neu 41,1 oder 75,1) |
er hilft ihm aus all seiner Not. - R |
2 Ich will den Herrn allezeit preisen; |
IV. oder III. Ton |
immer sei sein Lob in meinem Mund.
3 Meine
Seele rühme sich des Herrn;
die Armen sollen es hören und sich freuen. -
(R)
4
Verherrlicht mit mir den Herrn,
lasst uns gemeinsam seinen Namen rühmen.
5
Ich
suchte den Herrn, und er hat mich erhört,
er hat mich all meinen Ängsten entrissen. -
(R)
6
Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten,
und ihr braucht nicht zu erröten.
7
Da
ist ein Armer; er rief, und der Herr erhörte ihn.
Er half ihm aus all seinen Nöten. -
R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Joh 6, 63b.68c |
Halleluja.
Halleluja.
Deine
Worte, Herr, sind Geist und Leben.
Du
hast Worte des ewigen Lebens.
Halleluja.
Zum
Evangelium Von Mk 8,27 an spricht Jesus nicht mehr nur
in Gleichnissen. Aber die Jünger verstehen nach wie vor nichts. Das
Messiasbekenntnis des Petrus (8,29) erscheint wie ein einsamer Höhepunkt. Jesus
selbst hat den Titel „Messias“ (der Gesalbte) kaum auf sich angewendet; dieser
Titel war von politisch-nationalen Vorstellungen belastet, von denen auch die
Jünger nicht frei waren. Die Ankündigung, der Menschensohn werde leiden müssen,
war eine notwendige Ergänzung und Richtigstellung des Petrusbekenntnisses. Jesus
selbst sah seinen Weg in den Aussagen über den leidenden Gottesknecht bei Jesaja
vorgezeichnet. Und wer sein Jünger sein will, muss ihm folgen auf diesem dunklen
Weg (V. 31-33), auf dem der Glaube an Gottes Wort das einzige Licht ist. - Mt
16,13-23; Lk 9,18-22; Mk 9,9-10.31-32; 10,32-34.
Evangelium |
Mk 8, 27-33 |
Du
bist der Messias. - Der Menschensohn muss vieles leiden
+
Aus dem
heiligen Evangelium nach Markus
17Jesus
ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er
die Jünger: Für wen halten mich die Menschen?
28Sie
sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere
für sonst einen von den Propheten.
29Da
fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm:
Du bist der Messias!
30Doch
er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen.
31Dann
begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und
von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden;
er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er
auferstehen.
32Und
er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm
Vorwürfe.
33Jesus
wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg
mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott
will, sondern was die Menschen wollen.
FÜRBITTEN
Wir
bitten Jesus Christus, der uns an seinen Tisch geladen
hat:
Festige
die Kirche im Bekenntnis zu dir, unserem Herrn und
Erlöser.
A.: Wir
bitten dich, erhöre uns.
Hilf,
dass unter den Menschen Verständnis und Vertrauen
wachsen.
Gib
den Hungernden ihren Anteil an den Gütern der Erde.
Lehre
uns, in deiner Nachfolge das tägliche Kreuz zu tragen.
Vater
im Himmel, du rufst die Menschen zu einer unvergänglichen Gemeinschaft mit dir.
Erhöre unsere Bitten durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Der
Bund mit Noach ist der Anfang einer neuen Schöpfung. Die
Entsprechung von irdischer Vergeltung und Gerechtigkeit, worauf die erste
Heilsordnung gegründet war, ist gefallen. Sie ist mit der Sintflut zu Ende. Die
Ordnung der Welt ist nicht mehr auf Gedeih und Verderben an die Sünde des
Menschen gekettet. In der Heilsordnung, die jetzt beginnt, gibt Gott die Güter
der Erde den Sündern ebenso wie den Heiligen. Der Gott des Bundes ist nicht ein
Gott, der den Gerechten den Regen gibt und ihn den Ungerechten verweigert; er
lässt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse und lässt regnen über Gerechte und
Ungerechte (Mt 5,45) ...
Durch
den Bund mit Noach hat die Verklammerung von Sünde und Strafe einen Riss
bekommen, durch den das Heil eindringen kann. Und so ist der Bund ein Beweis der
Liebe. Er offenbart uns etwas Neues über Gott. Denn er ist die erste Kundgebung
der erlösenden Liebe, wohingegen die vorherige Heilsordnung nur die erschaffende
Liebe erkennen ließ. Nun wird jene geduldige Barmherzigkeit Gottes sichtbar, mit
der er die Sünde erträgt, um die Sünder zu erlösen ... Die neue Welt, in die uns
der Bund mit Noach einführt, ist das Zeugnis für die Treue Gottes inmitten einer
sündigen Welt“ (J. Daniélou).