DONNERSTAG DER 32.
WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Ewiger Gott.
Die Tage zerrinnen uns zwischen den Händen.
Unser Leben schwindet dahin.
Du aber bleibst.
Gestern und heute und morgen
bist du derselbe.
Von Ewigkeit her kennst du uns.
Unsere Zukunft liegt in deiner Hand.
Mach uns bereit für alles,
was du mit uns tun wirst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 316, 31)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung In den Versen 22-23 werden die Eigenschaften der Weisheit aufgezählt.
Der Verfasser übernimmt eine Reihe von Ausdrücken aus der griechischen
Philosophie; dem Geschmack seiner griechisch sprechenden Umwelt entspricht auch
die Liebe zur Häufung von Wörtern ohne scharfe Scheidung der einzelnen Begriffe
und ohne eine strenge logische Ordnung. Es sind im Ganzen einundzwanzig
Eigenschaften der Weisheit, die aufgezählt werden; das galt für die
Zahlenmystik jener Tage als eine vollkommene Zahl (3 mal 7). Natürlich ist von
der göttlichen Weisheit die Rede, nicht etwa von menschlicher Weisheit. Die Frage,
ob hier göttliche Personen unterschieden werden (Gott - Weisheit - Geist), ist
mit Sicherheit zu verneinen; der Verfasser spricht von göttlichen
Eigenschaften, nicht von göttlichen Personen. Aber die Art, wie er davon
spricht, hat tatsächlich den Boden für die Offenbarung des Neuen Testaments
bereitet. - Hebr 1,2-3; Jak 3,17; Weish 9,11; 1,6-10; Sir 24,3; Joh 1,9;
Kol 1,15; Ps 102,27-28; 104,30.
ERSTE Lesung |
Weish 7, 22 - 8, 1 |
Die Weisheit ist der Widerschein des ewigen
Lichts, der ungetrübte Spiegel von Gottes Kraft
Lesung
aus dem Buch der Weisheit
22In der
Weisheit ist ein Geist, gedankenvoll, heilig, einzigartig, mannigfaltig, zart,
beweglich, durchdringend, unbefleckt, klar, unverletzlich, das Gute liebend,
scharf,
23nicht
zu hemmen, wohltätig, menschenfreundlich, fest, sicher, ohne Sorge, alles
vermögend, alles überwachend und alle Geister durchdringend, die denkenden,
reinen und zartesten.
24Denn
die Weisheit ist beweglicher als alle Bewegung; in ihrer Reinheit durchdringt
und erfüllt sie alles.
25Sie ist
ein Hauch der Kraft Gottes und reiner Ausfluss der Herrlichkeit des
Allherrschers; darum fällt kein Schatten auf sie.
26Sie
ist der Widerschein des ewigen Lichts, der ungetrübte Spiegel von Gottes Kraft,
das Bild seiner Vollkommenheit.
27Sie
ist nur eine und vermag doch alles; ohne sich zu ändern, erneuert sie alles.
Von Geschlecht zu Geschlecht tritt sie in heilige Seelen ein und schafft
Freunde Gottes und Propheten;
28denn
Gott liebt nur den, der mit der Weisheit zusammenwohnt.
29Sie
ist schöner als die Sonne und übertrifft jedes Sternbild. Sie ist strahlender
als das Licht;
30denn
diesem folgt die Nacht, doch über die Weisheit siegt keine Schlechtigkeit.
1Machtvoll
entfaltet sie ihre Kraft von einem Ende zum andern und durchwaltet voll Güte
das All.
Antwortpsalm |
Ps 119 (118), 89-90.91 u. 130.135 u. 175 (R: 89a) |
R Herr, dein Wort bleibt auf ewig. - R |
(GL neu 312, 7) |
89 Herr, dein Wort bleibt auf ewig, |
II. Ton |
es steht fest wie der Himmel.
90 Deine Treue währt von Geschlecht zu
Geschlecht;
du hast die Erde gegründet, sie bleibt
bestehen. - (R)
91 Nach deiner Ordnung bestehen sie bis
heute,
und dir ist alles dienstbar.
130 Die Erklärung deiner Worte bringt
Erleuchtung,
den Unerfahrenen schenkt sie Einsicht.
- (R)
135 Lass dein Angesicht leuchten über deinem
Knecht,
und lehre mich deine Gesetze!
175 Lass meine Seele leben, damit sie dich
preisen kann.
Deine Entscheidungen mögen mir helfen.
- R
Jahr II
Zur Lesung Wegen eines entlaufenen Sklaven schreibt Paulus diesen apostolischen
Brief an den Christen Philemon in Kolossä. Der ist Christ geworden, Paulus hat
ihn im Gefängnis getauft und wie einen Bruder lieb gewonnen. Als geliebten
Bruder, nicht mehr als Sklaven soll auch Philemon ihn jetzt aufnehmen, in sein
Haus und in die dortige Christengemeinde. Paulus verlangt nicht die Freilassung
des Sklaven; er rüttelt nicht am sozialen Gefüge seiner Zeit. Offenbar ist er
nicht davon überzeugt, dass ein anderes soziales System die Menschen ohne
weiteres besser und glücklicher macht. Zuerst müssen die Menschen anders
werden. Wenn wenigstens die Menschen, die an Christus und an die Tat seiner
Liebe glauben, einander als Brüder annehmen, dann wird sich mit Notwendigkeit
auch die rechte soziale Ordnung ergeben. - Eph 3,1; 4,1; Kol 4,18; 1 Kor 4,15; Kol 4,9; 1 Thess 2,11-12; Kol 3,22 - 4,1; Eph 6,5-9; 1 Kor 6,1-2.
ERSTE Lesung |
Phlm 7-20 |
Nimm ihn auf, nicht mehr als Sklaven, sondern als
geliebten Bruder
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an Philemon
7Es hat
mir viel Freude und Trost bereitet, dass durch dich, Bruder, und durch deine
Liebe die Heiligen ermutigt worden sind.
8Obwohl
ich durch Christus volle Freiheit habe, dir zu befehlen, was du tun sollst,
9ziehe
ich es um der Liebe willen vor, dich zu bitten. Ich, Paulus, ein alter Mann,
der jetzt für Christus Jesus im Kerker liegt,
10ich
bitte dich für mein Kind Onesimus, dem ich im Gefängnis zum Vater geworden bin.
11Früher
konntest du ihn zu nichts gebrauchen, doch jetzt ist er dir und mir recht
nützlich.
12Ich
schicke ihn zu dir zurück, ihn, das bedeutet mein eigenes Herz.
13Ich
würde ihn gern bei mir behalten, damit er mir an deiner Stelle dient, solange
ich um des Evangeliums willen im Gefängnis bin.
14Aber
ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun. Deine gute Tat soll nicht
erzwungen, sondern freiwillig sein.
15Denn
vielleicht wurde er nur deshalb eine Weile von dir getrennt, damit du ihn für
ewig zurückerhältst,
16nicht
mehr als Sklaven, sondern als weit mehr: als geliebten Bruder. Das ist er
jedenfalls für mich, um wie viel mehr dann für dich, als Mensch und auch vor
dem Herrn.
17Wenn
du dich mir verbunden fühlst, dann nimm ihn also auf wie mich selbst!
18Wenn
er dich aber geschädigt hat oder dir etwas schuldet, setz das auf meine
Rechnung!
19Ich,
Paulus, schreibe mit eigener Hand: Ich werde es bezahlen - um nicht davon zu
reden, dass du dich selbst mir schuldest.
20Ja,
Bruder, um des Herrn willen möchte ich von dir einen Nutzen haben. Erfreue mein
Herz; wir gehören beide zu Christus.
Antwortpsalm |
Ps 146 (145), 6-7.8-9b.9c-10 (R: 5a) |
R Wohl dem, dessen Halt der Gott Jakobs ist. - R |
(GL neu 49, 1 oder 77, 1 oder 653, 5) |
(Oder: Halleluja.) |
6 Der Herr hat Himmel und Erde gemacht, |
VI. oder VII. Ton |
das Meer und alle Geschöpfe;
er hält ewig die Treue.
7
Recht verschafft er den Unterdrückten,
den Hungernden gibt er Brot;
der Herr befreit die Gefangenen. - (R)
8
Der Herr öffnet den Blinden die Augen,
er richtet die Gebeugten auf.
9ab Der Herr beschützt die Fremden
und verhilft den Waisen und Witwen zu
ihrem Recht. - (R)
9cd Der Herr liebt die Gerechten,
doch die Schritte der Frevler leitet
er in die Irre.
10 Der Herr ist König auf ewig,
dein Gott, Zion, herrscht von
Geschlecht zu Geschlecht. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Joh 15, 5 |
Halleluja.
Halleluja.
(So
spricht der Herr:)
Ich
bin der Weinstock, ihr seid die Reben.
Wer in
mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.
Halleluja.
Zum Evangelium Jesus spricht zu den Pharisäern vom Kommen des Gottesreiches (V.
20-21), zu den Jüngern von den Tagen des Menschensohnes (V. 22-37). Den
Pharisäern gibt er auf die Frage nach dem Wann eine Antwort über das Wie: Nicht
so, dass man es wissenschaftlich berechnen oder auch nur beobachten könnte.
Wenn ihr Augen hättet, will Jesus sagen, müsstet ihr sehen, dass das Reich
Gottes schon da ist, unter euch: ihr müsstet es spüren an den Worten und Taten
dessen, der mit euch spricht. - Die Worte über das Kommen des Menschensohnes
versteht Lukas als Mahnung an die Jünger, d. h. an die Gemeinde. „Tage des
Menschensohnes“ heißt nichts anderes als „Kommen des Gottesreiches“. In der
Heilsgeschichte, wie Lukas sie sieht, hat das Gottesreich seine Zeiten: Auf die
Erdentage Jesu und die Tage der Aufnahme (9,51) folgt die Zeit des
Strafgerichts über Jerusalem (21,6.22), die Zeiten der Heiden (21,24) und das
eigentliche Endgeschehen, das im „Tag“ des Menschensohnes gipfelt (17,24).
Eine Gemeinde, die ungeduldig auf das Kommen des Menschensohnes wartet (V. 22),
wird zur Nüchternheit und zur Wachsamkeit gemahnt. Zur Nüchternheit: sie soll
nicht jedem Propheten glauben, der mit genauen Angaben aufwartet (Dort! Hier!);
das Ereignis wird so unübersehbar sein wie der Blitz, der das ganze
Himmelsgewölbe erleuchtet. Zur Wachsamkeit mahnen die Verse 26-37 (Evangelium
von morgen). - Zu 17,20-21: Lk 11,20; 19,11; 21,7; Dan 9,2; 12,11; Mk 4,11; Lk 8,10. - Zu 17,22-25: Joh 8,56; Mt 24,23.26-27; Mk 13,21-23; Mt 16,21.
Evangelium |
Lk 17, 20-25 |
Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
20als
Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete
er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen
könnte.
21Man
kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich
Gottes ist (schon) mitten unter euch.
22Er
sagte zu den Jüngern: Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt,
auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn
nicht erleben.
23Und
wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht nicht hin, und lauft
nicht hinterher!
24Denn
wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der
Menschensohn an seinem Tag erscheinen.
25Vorher
aber muss er vieles erleiden und von dieser Generation verworfen werden.
FÜRBITTEN
Zu
Jesus Christus, der unter uns Gottes Herrschaft aufrichtet, wollen wir beten:
Erneuere
die Kirche durch das Wirken des Heiligen Geistes.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
Hilf,
dass bei allen Völkern die Achtung vor der Würde jedes Menschen zunimmt.
Wecke
die Gleichgültigen auf, und mach sie eifrig in guten Werken.
Rufe
junge Menschen in deinen Dienst, und lass sie großherzig deinem Ruf folgen.
Herr, unser Gott, du hast uns verschiedene Gaben verliehen. Gib, dass wir
damit den Mitmenschen dienen durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
Es gibt keine äußeren Zeichen, an denen man eindeutig feststellen könnte,
dass das Reich Gottes da ist. Die Menschen sorgen dafür, dass ihre Taten
gesehen werden; sie stellen ihre Erfolge aus. Gott hat es nicht nötig, Eindruck
zu machen. Sein Handeln durchdringt das Innere der Dinge und des Menschen,
daran erkennt man es. Nur wer das Reich Gottes ersehnt, sieht sein Kommen.
Immer wird es kluge Leute geben, die beweisen können, dass sich nichts geändert
hat, dass also nichts geschehen ist.
Gott tut sein Werk selber;
nicht menschliches Ansehen verschafft dem Reich Gottes Geltung. Deshalb hat es
wenig Sinn, auf besonders hervorragende Christen hinzuweisen, als ob sie ein
Beweis für die Wahrheit des Evangeliums wären. Die Kraft des Christentums liegt
nicht darin, dass eine Kirche politischen Einfluss hat oder große Männer zu den
Ihren zählt; sie liegt vielmehr in der Teilnahme am Opfer Jesu Christi.