DIENSTAG DER 32.
WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Ewiger Gott.
Dein Sohn hat unser Leben geteilt,
hat Freude erfahren und Leid ertragen - wie wir.
Gib, dass wir in guten und in bösen Tagen
mit ihm verbunden bleiben.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus. (MB 308, 11)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung „Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen“, das ist die
gute Nachricht, die im Buch der Weisheit zum erstenmal klar zu hören ist, mag
auch schon seit Jahrhunderten im Bewusstsein des frommen Israeliten die
Überzeugung gelebt haben, dass mit dem Tod die Gottesgemeinschaft nicht zu Ende
sein wird. Zur begrifflichen Klärung der Frage hat sicher die griechische
Philosophie mit ihrer Unterscheidung von Leib und Seele beigetragen. Der
Verfasser des Weisheitsbuches fühlt sich nicht genötigt, seine Aussage zu
erklären. Er verdeutlicht sie aber durch den Hinweis auf den biblischen
Schöpfungsbericht: Gott hat den Menschen „zum Bild seines eigenen Wesens“
gemacht, folglich hat der Mensch auch an der Unvergänglichkeit Gottes teil. Die
Unsterblichkeit des Menschen ist nicht eine Verlängerung der gegenwärtigen
Mühsal, sondern Leben in der Gemeinschaft mit Gott: „die Treuen werden bei ihm
bleiben in Liebe“ (3,9). Die Leiden des gegenwärtigen Lebens sind damit
freilich weder erklärt noch behoben. Für sie sucht der Verfasser die
Erklärung
in der biblischen Erzählung vom Sündenfall (Gen 3); die Schlange wird als
Werkzeug oder Erscheinungsform des Teufels gedeutet, der Teufel aber als
bekannte Größe vorausgesetzt. - Gen 1,26-27; 3; Joh 8,44; Röm 8,18; 2 Kor 4,17; Dan 12,3; Mt 13,43; 1 Kor 6,2.
ERSTE Lesung |
Weish 2, 23 - 3, 9 |
In den Augen der Toren sind sie gestorben; sie aber sind in Frieden
Lesung
aus dem Buch der Weisheit
23Gott
hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines
eigenen Wesens gemacht.
24Doch
durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren alle, die
ihm angehören.
1Die
Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual kann sie berühren.
2In den
Augen der Toren sind sie gestorben, ihr Heimgang gilt als Unglück,
3ihr
Scheiden von uns als Vernichtung; sie aber sind in Frieden.
4In den
Augen der Menschen wurden sie gestraft; doch ihre Hoffnung ist voll
Unsterblichkeit.
5Ein
wenig nur werden sie gezüchtigt; doch sie empfangen große Wohltat. Denn Gott
hat sie geprüft und fand sie seiner würdig.
6Wie
Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt und sie angenommen als ein vollgültiges
Opfer.
7Beim
Endgericht werden sie aufleuchten wie Funken, die durch ein Stoppelfeld
sprühen.
8Sie
werden Völker richten und über Nationen herrschen, und der Herr wird ihr König
sein in Ewigkeit.
9Alle,
die auf ihn vertrauen, werden die Wahrheit erkennen, und die Treuen werden bei
ihm bleiben in Liebe. Denn Gnade und Erbarmen wird seinen Erwählten zuteil.
Antwortpsalm |
Ps 34 (33), 2-3.16-17.18-19 (R: vgl. 2a) |
R Den Herrn will ich preisen alle Zeit. - R |
(GL neu 58, 1 oder 39, 1) |
2 Ich will den Herrn allezeit preisen; |
VIII. oder V. Ton |
immer sei sein Lob in meinem Mund.
3 Meine Seele rühme sich des Herrn;
die Armen sollen es hören und sich
freuen. - (R)
16 Die Augen des Herrn blicken auf die
Gerechten,
seine Ohren hören ihr Schreien.
17
Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen
die Bösen,
um ihr Andenken von der Erde zu
tilgen. - (R)
18 Schreien die Gerechten, so hört sie der
Herr;
er entreißt sie all ihren Ängsten.
19 Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen,
er hilft denen auf, die zerknirscht
sind. - R
Jahr II
Zur Lesung Den falschen Lehren der
Gnosis setzen die Pastoralbriefe „die gesunde Lehre“ entgegen, „die gesunden
Worte Jesu Christi, unseres Herrn“, die „Lehre unseres Glaubens“ (1 Tim 6,3).
Dieser Sprachgebrauch deutet an, dass die Irrlehren Krankheiten sind, die nur
durch die gesunde, d. h. „wahre Lehre“ (Tit 1,9) geheilt werden. Jesus ist als
Arzt gekommen (Lk 5,31), und seine Worte sind eine Arznei für den ganzen
Menschen (Joh 7,23). Eine Anleitung zum Predigen im Sinn der gesunden lehre
bietet der erste Teil der heutigen Lesung (V. 1-8). Der Bischof ist für alle Stände
und Klassen seiner Gemeinde verantwortlich, für die Alten und für die Jungen,
für Freie und Sklaven. Als Ziel der Mahnung wird genannt: 1. damit das Wort
Gottes nicht in Verruf kommt (V. 5), 2. damit der Gegner beschämt wird (V. 8),
3. damit sie (die Sklaven!) in allem der Lehre Gottes, unseres Retters, Ehre
machen (V. 10). - Zur Christusverkündigung der Verse 11-14 siehe unten. - Zu
2,1 „gesunde Lehre“: 1 Tim 1,10; 6,3; 2 Tim 1,13; Tit 1,9.13; 2,3.8. - Zu
2,2-8 (2-10): Kol 3,18 - 4,1; Eph 5,22 - 6,9; 1 Petr 2,18 - 3,7; Mt 5,16.
ERSTE Lesung |
Tit 2, 1-8.11-14 |
Lasst uns gerecht und fromm in
dieser Welt leben, während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung
warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres Gottes und Retters Christus
Jesus
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an Titus
Mein
Sohn!
1Verkünde, was der gesunden Lehre entspricht.
2Die
älteren Männer sollen nüchtern sein, achtbar, besonnen, stark im Glauben, in
der Liebe, in der Ausdauer.
3Ebenso
seien die älteren Frauen würdevoll in ihrem Verhalten, nicht verleumderisch und
nicht trunksüchtig; sie müssen fähig sein, das Gute zu lehren,
4damit
sie die jungen Frauen dazu anhalten können, ihre Männer und Kinder zu lieben,
5besonnen
zu sein, ehrbar, häuslich, gütig und ihren Männern gehorsam, damit das Wort
Gottes nicht in Verruf kommt.
6Ebenso
ermahne die jüngeren Männer, in allen Dingen besonnen zu sein.
7Gib
selbst ein Beispiel durch gute Werke. Lehre die Wahrheit unverfälscht und mit
Würde,
8mit
gesunden, unanfechtbaren Worten; so wird der Gegner beschämt und kann nichts
Schlechtes über uns sagen.
11Denn
die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten.
12Sie
erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden
loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben,
13während
wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der
Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.
14Er hat
sich für uns hingegeben, um uns von aller Schuld zu erlösen und sich ein reines
Volk zu schaffen, das ihm als sein besonderes Eigentum gehört und voll Eifer
danach strebt, das Gute zu tun.
Antwortpsalm |
Ps 37 (36), 3-4.18 u. 23.27 u. 29 (R: 39a) |
R Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn. - R |
(GL neu 307, 5 oder 48, 1) |
3 Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, |
I. Ton |
bleib wohnen im Land und bewahre
Treue!
4 freu dich innig am Herrn!
Dann gibt er dir, was dein Herz
begehrt. - (R)
18 Der Herr kennt die Tage der Bewährten,
ihr Erbe hat ewig Bestand.
23 Der Herr festigt die Schritte des Mannes,
er hat Gefallen an seinem Weg. - (R)
27 Meide das Böse und tu das Gute,
so bleibst du wohnen für immer.
29 Die Gerechten werden das Land besitzen
und darin wohnen für alle Zeiten. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Joh 14, 23 |
Halleluja.
Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Wer
mich liebt, hält fest an meinem Wort.
Mein
Vater wird ihn lieben, und wir werden bei ihm wohnen.
Halleluja.
Zum Evangelium Das Gleichnis vom Knecht, der keinen Anspruch auf Lohn hat, spiegelt
soziale Verhältnisse wider, die uns heute unerträglich scheinen, die aber im
damaligen Palästina als normal galten. Der Herr kann seine leibeigenen Sklaven
voll beanspruchen - daher die Unmöglichkeit, zwei Herren zu dienen (Mt 6,24)
-, der Sklave aber hat keinen Anspruch. Jesus macht sich diese Auffassung nicht
zu Eigen („wenn einer von euch einen Sklaven hat ...“); er will nur anschaulich
machen, dass der Mensch Gott gegenüber keinen Anspruch erheben kann. Er
schuldet sich Gott mit allem, was er hat; welche Rechnung will er ihm
präsentieren? Damit ist über die Beziehungen zwischen Gott und Mensch gewiss
nicht alles gesagt; auch will Jesus mit diesem Gleichnis nicht sagen, dass es
keine Belohnung gibt - dem widersprechen andere Aussagen Jesu -, wohl aber,
dass wir kein Recht haben, sondern auf Gottes Gnade angewiesen sind. Das hat
Jesus ursprünglich vielleicht zu den Pharisäern gesagt, der Evangelist lässt es
aber an die Jünger, an die Apostel gerichtet sein (17,5). - Lev 25,44-46; 1
Kor 3,5 -9; 9,16; Phil 3,3; Gal 6,14;
Lk 6,23; Joh 15,14-15.
Evangelium |
Lk 17, 7-10 |
Wir sind unnütze Sklaven: wir haben nur unsere Schuldigkeit getan
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit sprach Jesus:
7Wenn
einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa
zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen?
8Wird
er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und
bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und
trinken.
9Bedankt
er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde?
10So
soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde,
sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit
getan.
FÜRBITTEN
Wir
beten zu Christus, der das Licht der Welt ist:
Schenke
deinen Geist allen, die im Dienst des Evangeliums sich mühen.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
Berühre
die Herzen der Menschen, dass sie zum Glauben gelangen.
Mach
die Kranken zuversichtlich, und gib ihnen Vertrauen in ihre Helfer.
Behüte
unsere Kinder, und lass sie im Glauben wachsen.
Herr, unser Gott, alle Menschen willst du um dich versammeln. Lass auch
uns zu dir gelangen durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
In der „Epiphaniepredigt“ Tit 2,11-15 haben wir verschiedene Deutungen
des Christusgeschehens vor uns:
1. Das Leben, Wirken, Leiden
und Sterben Jesu ist eine „Epiphanie“ der Gnade Gottes, die „allen Menschen
Rettung bringt“. Im hellenistischen Herrscherkult ist Epiphanie oder Parusie
der offizielle Besuch des Kaisers oder Königs, der mit außergewöhnlichen
Gnadenerweisen verbunden ist (Amnestie für Gefangene usw.). Wenn von der
Epiphanie Christi gesprochen wird, so ist damit gesagt, dass er der wahre
Herrscher und Retter ist, von dem die Menschheit das Heil erwartet.
2. Die sichtbar gewordene
Gnade Gottes will alle Menschen retten, indem sie „uns“ zu einem besonnenen,
gerechten und frommen Leben in dieser Welt erzieht. Es ist also eine
erzieherische Gnade (vgl. etwa die Bergpredigt).
3. Das Leben der Christen und
die Geschichte der Kirche läuft zwischen dem Erscheinen der Gnade Gottes und
dem „Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus
Jesus“ (V. 13). Es hat also eine bestimmte, nicht vertauschbare Richtung.
4. Christus Jesus hat sich
„für uns“ hingegeben (V. 14): Damit wird der Kreuzestod Jesu als
stellvertretendes und sühnendes Opfer bezeichnet. Er hat uns erlöst und
gereinigt und zum neuen Gottesvolk gemacht.
5. Das neue Gottesvolk ist
erkennbar an seinen Taten: „Es brennt darauf, das Gute zu tun.“ Ohne das wäre
alles andere unglaubwürdig und wertlos (nach J. Schierse).