DONNERSTAG DER 31.
WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Unser Herr Jesus Christus hat gesagt:
„Nicht Gesunde brauchen den Arzt,
sondern Kranke.
Nicht Gerechte zu rufen bin ich gekommen,
sondern die Sünder.“
Darum beten wir:
Barmherziger Gott.
Zu Unrecht halten wir uns oft für gut
und glauben, gerecht vor dir zu sein.
Wecke uns aus unserer falschen Sicherheit,
befreie uns von unserer Selbstgerechtigkeit
und heile uns durch Jesus Christus,
den Arzt der Kranken, den Heiland der Sünder,
der in der Einheit des Heiligem Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. (MB 319, 39)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung In der Gemeinde von Rom gab es „Schwache“ und „Starke“: solche, die
sich ängstlich an gewisse Speisevorschriften hielten und für ihre frommen
Übungen bestimmte Tage bevorzugten; und andere, die sich von all dem frei
fühlten. Der Apostel weist die einen wie die anderen auf das hin, was beide
verbindet: „Wir gehören dem Herrn.“ „Der Herr“ ist Christus, der für alle starb
und der lebt. Er ist für die Schwachen ebenso gestorben wie für die Starken,
nicht um alle zu vereinheitlichen, sondern um sie zu befreien. In der Gemeinde
soll Raum sein für verschiedene Auffassungen und Lebensweisen, das Grundgesetz
ist die Liebe, sie ist letzten Endes das Einzige, auf das die Gemeinde nicht
verzichten kann; nach ihr werden wir gerichtet, nicht von Menschen, sondern von
Gott selbst. Ihm allein steht das Urteilen zu. Für die Glaubenden aber gilt
einander annehmen und einander ertragen. - Zu 14,7-9: 1Kor 6,20; 8,1-13. -
Zu 14,10-12: Jes 49,18; 45,23; 1 Kor 3,11-15; 2 Kor 5,10.
ERSTE Lesung |
Röm 14, 7-12 |
Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
Brüder!
7Keiner
von uns lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber:
8Leben
wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir
leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn.
9Denn
Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und
Lebende.
10Wie
kannst also du deinen Bruder richten? Und du, wie kannst du deinen Bruder
verachten? Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen.
11Denn
es heißt in der Schrift: So wahr ich lebe, spricht der Herr, vor mir wird jedes
Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott preisen.
12Also
wird jeder von uns vor Gott Rechenschaft über sich selbst ablegen.
Antwortpsalm |
Ps 27 (26), 1.4.13-14 (R: vgl. 13) |
R Ich bin gewiss, zu schauen die Güte des Herrn |
(GL neu 629, 3) |
im Land der Lebenden. - R |
1 Der Herr ist mein Licht und mein Heil: |
VI. Ton |
Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist die Kraft meines Lebens:
Vor wem sollte mir bangen? - (R)
4 Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach
verlangt mich:
Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage
meines Lebens,
die Freundlichkeit des Herrn zu
schauen
und nachzusinnen in seinem Tempel. - (R)
13 Ich bin gewiss, zu schauen
die Güte des Herrn im Land der
Lebenden.
14 Hoffe auf den Herrn; und sei stark!
Hab festen Mut, und hoffe auf den
Herrn! - R
Jahr II
Zur Lesung Von Eintracht, Frieden, Gemeinschaft hat der Apostel in den ersten Kapiteln dieses Briefes geschrieben. Ein bestimmter Anlass zu solchen Mahnungen war zunächst nicht zu erkennen; in Kapitel 3 wird aber deutlich, dass es in Philippi nicht nur kleine Reibereien gab, wie sie in jeder Gemeinde vorkommen; da gab es Menschen, die alles durcheinander brachten. Gegen sie wendet sich Paulus mit ganzer Schärfe. Es muss sich um Judenchristen gehandelt haben, Leute, die an Jesus Christus glaubten, aber von der Kraft seines Todes und seiner Auferstehung gering dachten, jedenfalls nicht so groß, dass sie ihr ganzes Leben, Gegenwart und Zukunft, einfach hätten in die Gnade Christi hineinfallen lassen können. Sie wollten sich selbst behaupten, sie hatten doch etwas vorzuweisen, oder war das Gesetz des Mose nichts, waren Sabbat und Beschneidung nicht von Gott angeordnet? Paulus kennt diesen Konflikt aus anderen Gemeinden, und er kennt ihn aus seiner eigenen Vergangenheit. Ein Nichtjude könnte den Zweifeln der Judenchristen wohl nicht voll gerecht werden; als einer, der die religiösen Werte des Judentums von innen her kennt, sagt Paulus: Das alles ist nichts. Christus ist größer, Christus genügt. In ihm ist alles Frühere aufgehoben; überholt und in seinem Unwert bloßgestellt. - Dtn 10,16; Ez 44,7; Röm 2,25-29; Kol 2,11; 2 Kor 5,17.
ERSTE Lesung |
Phil 3, 3-8a |
Was mir ein Gewinn war, das habe ich um Christi willen als Verlust erkannt
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper
Meine Brüder!
3Die Beschnittenen sind wir, die wir im Geist Gottes dienen und uns in Christus
Jesus rühmen und nicht auf irdische Vorzüge vertrauen,
4obwohl
ich mein Vertrauen auch auf irdische Vorzüge setzen könnte. Wenn ein anderer
meint, er könne auf irdische Vorzüge vertrauen, so könnte ich es noch mehr.
5Ich
wurde am achten Tag beschnitten, bin aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin,
ein Hebräer von Hebräern, lebte als Pharisäer nach dem Gesetz,
6verfolgte
voll Eifer die Kirche und war untadelig in der Gerechtigkeit, wie sie das
Gesetz vorschreibt.
7Doch
was mir damals ein Gewinn war, das habe ich um Christi Willen als Verlust
erkannt.
8aJa
noch mehr: ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu,
meines Herrn, alles übertrifft.
Antwortpsalm |
Ps 105 (104), 2-3.4-5.6-7 (R: 3b) |
R Die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen. - R |
(GL neu 447, 2 oder 57, 1 oder 80, 1) |
(Oder: Halleluja.) |
2 Singt dem Herrn und spielt ihm, |
VIII. oder II. oder VII. Ton |
sinnt nach über all seine Wunder!
3 Rühmt euch seines heiligen Namens!
Alle, die den Herrn suchen, sollen
sich von Herzen freuen. - (R)
4 Fragt nach dem Herrn und seiner Macht;
sucht sein Antlitz allezeit!
5
Denkt an die Wunder, die er getan hat,
an seine Zeichen und die Beschlüsse
aus seinem Mund. - (R)
6
Bedenkt es, ihr Nachkommen seines
Knechtes Abraham,
ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat.
7 Er, der Herr, ist unser Gott.
Seine Herrschaft umgreift die Erde. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Mt 11, 28 |
Halleluja.
Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Kommt
alle zu mir,
die
ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.
Ich werde
euch Ruhe verschaffen.
Halleluja.
Zum Evangelium Gegenüber der Härte der vorausgehenden Abschnitte wird in Kapitel 15 ein
neues Thema angeschlagen: Gott sucht die Verlorenen, er lädt die Sünder zur
Umkehr ein, nicht nur grundsätzlich und im Allgemeinen, sondern hier und jetzt,
durch Jesus, der sich mit Zöllnern und Sündern einlässt. Für die Pharisäer ist
das ein Skandal, aber „im Himmel“, „bei den Engeln Gottes“ (V. 7 und 10), wird
die Bekehrung eines Sünders, die Rettung eines Verlorenen, als freudiges
Ereignis gefeiert. Gott will ja, dass sein Haus voll wird (14,23); es ist aber
nicht voll, solange statt zehn nur neun, statt der hundert nur neunundneunzig
da sind. Die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und von der verlorenen Drachme
und das große Gleichnis vom verlorenen Sohn (V. 11-32) sollen nicht nur das
Verhalten Jesu rechtfertigen, sondern das Gottesbild der Pharisäer korrigieren.
Gott ist größer, als Menschen sich ausrechnen können; er zeigt seine Größe,
wenn er einem Sünder verzeiht, nicht weniger, als wenn er aus dem Nichts die
Welt erschafft. Gott freut sich nicht über die Sünde des Sünders, sondern über
seine Umkehr, und zwar über jeden Einzelnen. Nur ein unendlich großer Gott kann
das, und nur ein Sünder ist fähig, ihm diese Freude zu bereiten. Aber: Wer ist
kein Sünder? - Lk 7,36-50; 19,5-10; Mt 18,12-14; Ez 34,11.16.
Evangelium |
Lk 15, 1-10 |
Im Himmel herrscht Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
1kamen alle
Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören.
2Die
Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt
sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.
3Da
erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
4Wenn
einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht
die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es
findet?
5Und
wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern,
6und
wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt
zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren
war.
7Ich
sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen
Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben
umzukehren.
8Oder
wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht
eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück
findet?
9Und
wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen
und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wieder gefunden, die ich
verloren hatte.
10Ich
sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen
einzigen Sünder, der umkehrt.
FÜRBITTEN
Wir
bitten unseren Herrn Jesus Christus, der sich der Sünder annahm:
Für alle Seelsorger: dass sie den Menschen mit erbarmender Liebe
begegnen. (Stille) Christus, höre uns.
A.: Christus, erhöre uns.
Für
die verfeindeten Völker: dass sie sich versöhnen. (Stille)
Christus, höre uns.
Für
alle, die sich von dir abgewandt haben: dass sie umkehren und leben. (Stille) Christus, höre uns.
Für
unsere Verstorbenen: dass sie zur ewigen Freude gelangen. (Stille) Christus, höre uns.
Denn du bist gekommen, dass wir das Leben in Fülle haben. Dir sei Dank
und Lobpreis in alle Ewigkeit. A.: Amen.
„Vor Gott ist noch der Geringste wie
ein Wert, den er sucht, ja er setzt alles daran, ihn zu finden. Auch der
Geringste ist für Gott noch ein Besitz, den er nicht missen will, um den er
Arbeit und Sorge des Suchens aufwendet und über den der ganze Himmel sich
freut, wenn er neu gefunden wird.
Wir pflegen vom ,unendlichen Wert jeder einzelnen Menschenseele' zu reden. Dies große Wort ist doch nicht groß genug, um zu beschreiben, was Jesus sagt und tut. Es geht nicht um ein Ewiges im Menschen, das unendlich wertvoll wäre, eben seine Seele, sondern der ganze Mensch, gerade noch der verirrte, der ,seine Seele verloren hat‘, der sein eigentliches Leben, sein Leben mit Gott verloren hat, ist vor Gott ,wert gehalten‘; so sehr, dass Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat, das Verlorene zu suchen“ (J. Schniewind).