FREITAG DER
30. WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Gott.
Dein Sohn ist zu uns gekommen,
nicht um sich bedienen zu lassen,
sondern um zu dienen.
Gib, dass wir von ihm lernen,
wie wir leben sollen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus. (MB 307, 8)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Die „Judenfrage“ ist für den Apostel Paulus eine theologische Frage,
die in den Kapiteln 1-8 immer wieder aufklang und in Kapitel 9-11 ausführlich
behandelt wird. Im Evangelium wird die Gerechtigkeit Gottes offenbar; „es
rettet jeden, der glaubt, zuerst den Juden, ebenso den Griechen“ (vgl. 1,16-17). Nun hat aber Israel weder das alte Gesetz erfüllt noch das messianische
Heil angenommen; so stellt sich für Paulus die drückende Frage: „Wenn jedoch
einige Gott die Treue gebrochen haben, wird dann etwa ihre Untreue die Treue
Gottes aufheben? (3,3). Das kann nicht sein. Gott ist treu, und er hat sich
mit diesem Volk so tief eingelassen, dass er sich nicht mehr endgültig von ihm
zurückziehen kann. Stolz und Schmerz sprechen aus der Aufzählung der großen
Vorrechte Israels, die darin gipfeln, dass aus Israel der Messias kommt. Stolz,
weil Paulus selbst zu diesem Volk gehört; Schmerz, weil der Unglaube (der
Treubruch) des Bundesvolkes die alten Vorrechte und Hoffnungen zunichte zu
machen scheint. Wie einst Mose (Ex 32,31-32), so bietet Paulus sich selbst als
Opfer dar, um seine „Brüder“ zu retten. Die gegenwärtige Situation und das
künftige Schicksal dieses Volkes ist das Problem der drei folgenden Kapitel. -
Zu 9,4: Gen 32,29; Ex 4,22; Dtn 7,6; 14,1; Ex 24,16; 25,8; Dtn 4,7; Röm
3,2; 2 Sam 7,1-17; Gen 15; Ex 24,7-8; Ps 89,30-38; 9,5; Mt 1,1-17; Röm 1,3.
ERSTE Lesung |
Röm 9, 1-5 |
Ich möchte selber verflucht sein um meiner Brüder willen
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
Brüder!
1Ich
sage in Christus die Wahrheit und lüge nicht, und mein Gewissen bezeugt es mir
im Heiligen Geist:
2Ich
bin voll Trauer, unablässig leidet mein Herz.
3Ja,
ich möchte selber verflucht und von Christus getrennt sein um meiner Brüder
willen, die der Abstammung nach mit mir verbunden sind.
4Sie
sind Israeliten; damit haben sie die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die
Bundesordnungen, ihnen ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die
Verheißungen,
5sie
haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus, der über
allem als Gott steht, er ist gepriesen in Ewigkeit. Amen.
Antwortpsalm |
Ps 147, 12-13.14-15.19-20 (R: 12a) |
R Jerusalem preise den Herrn! - R |
(GL neu 78, 1) |
12 Jerusalem preise den Herrn, |
V. Ton |
lobsinge, Zion, deinem Gott!
13
Denn er hat die Riegel deiner Tore
festgemacht,
die Kinder in deiner Mitte gesegnet. - (R)
14
Er verschafft deinen Grenzen Frieden
und sättigt dich mit bestem Weizen.
15 Er sendet sein Wort zur Erde,
rasch eilt sein Befehl dahin. - (R)
19
Er verkündet Jakob sein Wort,
Israel seine Gesetze und Rechte.
20
An keinem andern Volk hat er so gehandelt,
keinem sonst seine Rechte verkündet. - R
Jahr II
Zur Lesung In Philippi, einer Stadt und römischen
Militärkolonie in Mazedonien, hat Paulus eine Christengemeinde gegründet, als
er im Jahr 50 oder 51 zum ersten Mal europäischen Boden betrat. Den Brief an
die Philipper hat er vielleicht ums Jahr 55 in Ephesus geschrieben. Mit Gruß
und Segen (V. 1-2), Dank und Fürbitte (V. 3-6 und 9-11) beginnt dieser Brief.
Die Verse 7-8 werfen ein erstes Licht auf die Situation: der Apostel schreibt
aus dem Gefängnis. Auch das ist für ihn Grund zum Danken, es ist „die Gnade“,
die ihm gewährt ist und an der auch die Philipper teilhaben. „Vom ersten Tag an
bis jetzt“ (V. 5) besteht diese Gemeinschaft, die zwar auch gefühlsbetont ist,
aber ihren tragenden Grund im gemeinsamen Einsatz für das Evangelium hat. Die
Gemeinschaft bewährt sich in Gefahr und Leiden. Auch im Gefängnis weiß Paulus
sich für die Gemeinde verantwortlich. Eine leichte Sorge ist zu spüren, ob in
der Situation der Verfolgung alle „Heiligen in Christus Jesus“ (V. 1)
standhalten werden. Von jetzt an „bis zum Tag Christi Jesu“ legt er „das gute
Werk“ mit Vertrauen in die Hände dessen, der es begonnen hat. - Zu 1,1-2: Apg
16,12-40; 20,1-6; 1 Kor 1,2.30; Röm 1,7. - Zu 1,6 und 10: Phil 3,20; 1
Thess 2,19; 3,13; 1 Kor 15,23. - Zu 1,9-11: Kol 2,2; 3,9-10; Eph 1,17;
Röm 3,20.
ERSTE Lesung |
Phil 1, 1-11 |
Ich vertraue darauf, dass er, der bei euch das gute Werk begonnen hat,
es auch vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper
1Paulus
und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus, die in
Philippi sind, mit ihren Bischöfen und Diakonen.
2Gnade
sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
3Ich
danke meinem Gott jedes Mal, wenn ich an euch denke;
4immer,
wenn ich für euch alle bete, tue ich es mit Freude
5und
danke Gott dafür, dass ihr euch gemeinsam für das Evangelium eingesetzt habt
vom ersten Tag an bis jetzt.
6Ich
vertraue darauf, dass er, der bei euch das gute Werk begonnen hat, es auch
vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu.
7Es ist
nur recht, dass ich so über euch alle denke, weil ich euch ins Herz geschlossen
habe. Denn ihr alle habt Anteil an der Gnade, die mir durch meine
Gefangenschaft und die Verteidigung und Bekräftigung des Evangeliums gewährt
ist.
8Gott
ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne mit der herzlichen Liebe,
die Christus Jesus zu euch hat.
9Und
ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und Verständnis
wird,
10damit
ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt. Dann werdet ihr rein und ohne Tadel
sein für den Tag Christi,
11reich
an der Frucht der Gerechtigkeit, die Jesus Christus gibt, zur Ehre und zum Lob
Gottes.
Antwortpsalm |
Ps 111 (110), 1-2.3-4.5-6 (R: 2a) |
R Groß sind die Werke des Herrn. - R |
(GL neu 51, 1 oder 60, 1) |
(Oder: Halleluja.) |
1 Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen |
I. oder VI. Ton |
im Kreis der Frommen, inmitten der
Gemeinde.
2 Groß sind die Werke des Herrn,
kostbar allen, die sich an ihnen
freuen. - (R)
3 Er waltet in Hoheit und Pracht,
seine Gerechtigkeit hat Bestand für
immer.
4 Er hat ein Gedächtnis an seine Wunder gestiftet,
der Herr ist gnädig und barmherzig. - (R)
5 Er gibt denen Speise, die ihn fürchten,
an seinen Bund denkt er auf ewig.
6 Er hat seinem Volk seine machtvollen
Taten kundgetan,
um ihm das Erbe der Völker zu geben. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Joh 10, 27 |
Halleluja.
Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Meine
Schafe hören auf meine Stimme;
ich
kenne sie, und sie folgen mir.
Halleluja.
Zum Evangelium Nicht nur bei Sündern ist Jesus eingekehrt; das Lukasevangelium berichtet
wiederholt von Besuchen Jesu bei Pharisäern. Er ist der große „Besucher“; durch
ihn hat Gott die Welt besucht und erlöst (vgl. Lk 1,68). Lk 14,1-24 könnte
man das Kapitel der „Tischreden“ nennen. Sie beginnen mit der Schulfrage, ob es
erlaubt ist, am Sabbat zu heilen (14,3), und schließen mit dem Gleichnis vom
himmlischen Gastmahl (14,15-24). - Die Frage, ob man am Sabbat heilen darf,
würde bei den Gesetzeslehrern etwa lauten: Wie krank muss ein Mensch sein,
damit seinetwegen das Sabbatgebot übertreten werden darf? Sie haben den Tag der
Ruhe und Freiheit zu einem Tag ängstlicher Gesetzesbeobachtung gemacht (wie
manche Christen den Sonntag). Jesus stellt den Sabbat wieder in den Dienst des
Menschen; es soll ein Tag der Freude und der Vollendung sein, an dem der Mensch
von Gottes erbarmender Liebe nicht nur hört, sondern sie am eigenen Leib
erfährt. - Lk 6,6-11; 7,36; 11,37; 13,15-16; Mt 12,11; Joh 7,23; Ex 23,12; Dtn 5,14-15; Gen 2,3.
Evangelium |
Lk 14, 1-6 |
Wer von euch wird seinen Sohn oder seinen Ochsen, der in den Brunnen fällt, nicht sofort herausziehen, auch am Sabbat?
+ Aus dem heiligen
Evangelium nach Lukas
1Als
Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam,
beobachtete man ihn genau.
2Da
stand auf einmal ein Mann vor ihm, der an Wassersucht litt.
3Jesus
wandte sich an die Gesetzeslehrer und die Pharisäer und fragte: Ist es am
Sabbat erlaubt zu heilen, oder nicht?
4Sie
schwiegen. Da berührte er den Mann, heilte ihn und ließ ihn gehen.
5Zu
ihnen aber sagte er: Wer von euch wird seinen Sohn oder seinen Ochsen, der in
den Brunnen fällt, nicht sofort herausziehen, auch am Sabbat?
6Darauf
konnten sie ihm nichts erwidern.
FÜRBITTEN
Zu
Jesus Christus, der sich der Leidenden erbarmte, beten wir:
Leite
alle Christen an, die Not ihrer Mitmenschen tatkräftig zu lindern.
A.: Herr, erhöre uns.
Hilf allen, die über andere entscheiden, gerecht zu urteilen.
Schenke
allen unheilbar Kranken Tapferkeit, ihr Leid als dein Kreuz anzunehmen.
Führe
die Verstorbenen zur Herrlichkeit des neuen Lebens.
Herr, unser Gott, bei dir zählen Barmherzigkeit und Liebe. Gib, dass wir unseren Mitmenschen schenken, was wir selbst empfangen haben durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Es gab einmal eine Zeit, in der die Kirche sehr mächtig war. Das war damals, als die Christen sich noch freuten, wenn sie für wert erachtet wurden, für ihren Glauben zu leiden. In jenen Tagen war die Kirche nicht nur ein Thermometer, das die Ideen und Grundsätze der öffentlichen Meinung anzeigte; sie war der Thermostat, der die Sitten der Gesellschaft regelte. In jeder Stadt, in die die frühen Christen kamen, wurden die Machtverhältnisse gestört, und die Machthaber versuchten sofort, sie als Friedensstörer und fremde Agitatoren zu überführen. Aber sie blieben bei ihrer Überzeugung, eine „Siedlung des Himmels“ zu sein und Gott mehr gehorchen zu müssen als den Menschen“ (Martin Luther King, Brief aus dem Gefängnis in Birmingham).