FREITAG DER 27.
WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Allmächtiger, ewiger Gott,
in der Menschwerdung deines Sohnes
hat alles menschliche Streben nach dir
seinen Ursprung
und kommt darin zur Vollendung.
Lass uns zu Christus gehören,
in dem das Heil aller Menschen begründet ist,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. (MB 48)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Für den Propheten Joel liegt das babylonische Exil weit zurück; der
Tempel ist wieder aufgebaut (1,13-14), Esra und Nehemia gehören der
Vergangenheit an. Joel, der Prophet des beginnenden 4. Jahrhunderts, hat sich
intensiv mit der Überlieferung der älteren Propheten und mit den Lehren der
israelitischen Weisheit beschäftigt, er ist ein gelehrter Prophet. Aber das
Vergangene interessiert ihn nur, weil er nach der Zukunft fragt, nach der
endgültigen Zukunft Gottes mit seinem Volk. In seiner Zeit stehen die Zeichen
auf Sturm. Eine Heuschreckenplage hat das Land so verwüstet, dass nichts übrig
blieb (1,2-12). In den Heuschrecken sieht Joel die Vorboten eines noch
größeren Strafgerichts. Kein anderer Prophet hat so ausführlich wie Joel vom
„Tag des Herrn“ gesprochen, dem „Tag des Dunkels und der Finsternis“ (2,2). Es
wird ein Gerichtstag für Israel und alle Völker sein. Die Botschaft des
Propheten: Bekehrt euch; denn Gott ist barmherzig, vielleicht kehrt er um. Wir
sollen den Ruf dieses Propheten heute auf neue Weise hören: „Lasst euch durch
die katastrophale Bedrohung der Gegenwart und der Zukunft zur gänzlichen
Umstellung auf die bezeugte und verkündete Barmherzigkeit Gottes bewegen!“ (H.
W. Wolff). - Zu 1,13-15: 2 Chr 20,3; Ez 30,2-3; Jes 13,6. - Zu 2,1-2: Am
5,18; Dan 12,1; Zef 1,15; Jdt 2,20.
ERSTE Lesung |
Joel 1, 13-15; 2, 1-2 |
Es kommt der Tag des Herrn, der Tag des Dunkels und der Finsternis
Lesung
aus dem Buch Joel
13Legt
Trauer an, und klagt, ihr Priester! Jammert, ihr Diener des Altars! Kommt,
verbringt die Nacht im Trauergewand, ihr Diener meines Gottes! Denn Speiseopfer
und Trankopfer bleiben dem Haus eures Gottes versagt.
14Ordnet
ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus! Versammelt die Ältesten
und alle Bewohner des Landes beim Haus des Herrn, eures Gottes, und schreit zum
Herrn:
15Weh,
was für ein Tag! Denn der Tag des Herrn ist nahe; er kommt mit der Allgewalt
des Allmächtigen.
1Auf
dem Zion stoßt in das Horn, schlagt Lärm auf meinem heiligen Berg! Alle
Bewohner des Landes sollen zittern; denn es kommt der Tag des Herrn, ja, er ist
nahe,
2der
Tag des Dunkels und der Finsternis, der Tag der Wolken und Wetter. Wie das
Morgenrot, das sich über die Berge hinbreitet, kommt ein Volk, groß und
gewaltig, wie es vor ihm noch nie eines gab und nach ihm keines mehr geben wird
bis zu den fernsten Geschlechtern.
Antwortpsalm |
Ps 9, 2-3.6 u. 16.8-9 (R: vgl. 9a) |
R Der Herr richtet den Erdkreis gerecht. - R |
(GL neu 64, 1 oder 36, 1) |
2 Ich will dir danken, Herr, aus ganzem Herzen, |
II. Ton |
verkünden will ich all deine Wunder.
3 Ich will jauchzen und an dir mich
freuen,
für dich, du Höchster, will ich singen
und spielen. - (R)
6 Du hast die Völker bedroht, die Frevler
vernichtet,
ihren Namen gelöscht für immer und
ewig.
16 Völker versanken in der Grube, die sie
selber gegraben;
im Netz, das sie heimlich gelegt, hat
ihr Fuß sich verfangen. - (R)
8 Der Herr thront für ewig;
er stellt seinen Thron auf zum
Gericht.
9 Er richtet den Erdkreis gerecht,
er spricht den Völkern das Urteil, das
sie verdienen.
R Der
Herr richtet den Erdkreis gerecht.
Jahr II
Zur Lesung „Gerecht“ im biblischen Sinn ist der Mensch,
zu dem Gott ja sagt, den er anerkennt und annimmt. Gott macht gerecht, indem er
gerechtspricht. Das große biblische Beispiel ist Abraham, der Stammvater
Israels (V. 6-9). Abraham wurde von Gott wegen seines Glaubens als gerecht
anerkannt, nicht aufgrund von Gesetzeswerken. So liest es Paulus in Gen 15,6
und findet es bestätigt in Hab 2,4 (Gal 3,11b), wo gesagt ist, dass der
Gerechte aufgrund seines Glaubens (seiner Treue) das Leben haben wird. Der
Glaube ist aber kein Tun, kein „Verdienst“, das irgendeinen Anspruch begründen
könnte; er ist im Gegenteil ein restloses Sichausliefern an den treuen und
barmherzigen Gott. Wer aufgrund seiner Gesetzeswerke gerecht sein will, der
müsste das ganze Gesetz mit allen seinen Vorschriften erfüllen, das aber kann
niemand. Darum stehen (nach 27,26) alle, die sich auf das Gesetz berufen,
unter dem Fluch. Wie können sie davon frei werden? Dadurch, dass ihnen die Last
des Gesetz abgenommen und ein neuer Weg gezeigt wird. Und eben das hat Christus
getan (V. 13-14); das ist die gute Nachricht, das Evangelium, das Paulus den
Galatern verkündet hat. - Röm 4,3; 10,1-4; Jak 2,23; Sir 44,19-21; Gen 12,3. - Zu 3,10-14: Röm 4,15; 1,17; Hebr 10,38; Lev 18,5; Röm 3,24; Jes 53,5; Dtn 21,23; Röm 5,5; Eph 1,3; Hebr 6,12.
ERSTE Lesung |
Gal 3, 6-14 |
Alle, die glauben, werden wie der glaubende Abraham
gesegnet
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater
Brüder!
6Von
Abraham wird gesagt: Er glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit
angerechnet.
7Daran
erkennt ihr, dass nur die, die glauben, Abrahams Söhne sind.
8Und da
die Schrift vorhersah, dass Gott die Heiden aufgrund des Glaubens gerecht
macht, hat sie dem Abraham im Voraus verkündet: Durch dich sollen alle Völker
Segen erlangen.
9Also
gehören alle, die glauben, zu dem glaubenden Abraham und werden wie er
gesegnet.
10Alle
aber, die nach dem Gesetz leben, stehen unter dem Fluch. Denn in der Schrift
heißt es: Verflucht ist jeder, der sich nicht an alles hält, was zu tun das
Buch des Gesetzes vorschreibt.
11Dass
durch das Gesetz niemand vor Gott gerecht wird, ist offenkundig; denn: Der aus
Glauben Gerechte wird leben.
12Das
Gesetz aber hat nichts mit dem Glauben zu tun, sondern es gilt: Wer die Gebote
erfüllt, wird durch sie leben.
13Christus
hat uns vom Fluch des Gesetzes freigekauft, indem er für uns zum Fluch geworden
ist; denn es steht in der Schrift: Verflucht ist jeder, der am Pfahl hängt.
14Jesus
Christus hat uns freigekauft, damit den Heiden durch ihn der Segen Abrahams
zuteil wird und wir so aufgrund des Glaubens den verheißenen Geist empfangen.
Antwortpsalm |
Ps 111 (110), 1-2.3-4.5-6 (R: Ps 105 [104], 7a.8a) |
R Der Herr ist unser Gott; |
(GL neu 60, 1) |
Ewig denkt er an seinen Bund. - R |
(Oder: Halleluja.) |
1 Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen |
VI. Ton |
im Kreis der Frommen, inmitten der
Gemeinde.
2 Groß sind die Werke des Herrn,
kostbar allen, die sich an ihnen
freuen. - (R)
3
Er waltet in Hoheit und Pracht,
seine Gerechtigkeit hat Bestand für
immer.
4 Er hat ein Gedächtnis an seine Wunder
gestiftet,
der Herr ist gnädig und barmherzig. - (R)
5 Er gibt denen Speise, die ihn fürchten,
an seinen Bund denkt er auf ewig.
6 Er hat seinem Volk seine machtvollen
Taten kundgetan,
um ihm das Erbe der Völker zu geben. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Joh 12, 31b.32 |
Halleluja.
Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Jetzt
wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen,
und
wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.
Halleluja.
Zum Evangelium Auch
der Teufel wirkt Wunder und betört damit die Menschen, das setzen die Gegner
Jesu als gegeben voraus. Damit aber ist dem Wunder die eindeutige Beweiskraft
abgesprochen; im konkreten Fall der Dämonenaustreibung wird von den Gegnern die
Glaubwürdigkeit Jesu grundsätzlich in Frage gestellt und damit ein sachliches
Gespräch unmöglich gemacht. In der Antwort Jesu liegt das Schwergewicht auch
nicht in der Beweisführung der Verse 17-19, sondern in der Aussage von V. 20:
die Tatsache, dass Jesus Dämonen austreibt, ist ein Zeichen der nahe gekommenen
Gottesherrschaft; im Tun Jesu übt Gott seine rettende und befreiende Macht aus.
Statt „mit der Kraft Gottes“ heißt es in V. 20 wörtlich: „durch den Finger
Gottes“. Gott braucht nicht seine ganze Macht einzusetzen, es genügt ein Wink
oder eine Berührung seines Fingers, um den „starken Mann“ (V. 21) zu besiegen
und den gefangenen, gefesselten Menschen zu befreien. - Der ausgetriebene
Dämon war stumm (V. 14): der Besessene war ausgeschlossen vom Wort, von der
Sprache. Der Mensch aber ist, um als Mensch leben zu können, auf das Wort
angewiesen: auf das Wort der Menschen und auf das Wort Gottes. Jesus macht den
Stummen wieder lebensfähig in der Gemeinschaft mit Gott und den Menschen. - Mt
12,22-30.43-45; Mk 3,22-27. - Zu 11,20: Ex 8,15. - Zu 11,22: Kol 2,15. -
Zu 11,23: Lk 9,50.
Evangelium |
Lk 11, 14-26 |
Wenn ich die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
14trieb Jesus einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon den Stummen verlassen
hatte, konnte der Mann reden. Alle Leute staunten.
15Einige
von ihnen aber sagten: Mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen,
treibt er die Dämonen aus.
16Andere
wollten ihn auf die Probe stellen und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel.
17Doch
er wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Jedes Reich, das in sich
gespalten ist, wird veröden, und ein Haus ums andere stürzt ein.
18Wenn
also der Satan mit sich selbst im Streit liegt, wie kann sein Reich dann
Bestand haben? Ihr sagt doch, dass ich die Dämonen mit Hilfe von Beelzebul
austreibe.
19Wenn
ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben dann eure Anhänger
sie aus? Sie selbst also sprechen euch das Urteil.
20Wenn
ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich
Gottes schon zu euch gekommen.
21Solange
ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher;
22wenn
ihn aber ein Stärkerer angreift und besiegt, dann nimmt ihm der Stärkere all
seine Waffen weg, auf die er sich verlassen hat, und verteilt die Beute.
23Wer
nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der
zerstreut.
24Ein
unreiner Geist, der einen Menschen verlassen hat, wandert durch die Wüste und
sucht einen Ort, wo er bleiben kann. Wenn er keinen findet, sagt er: Ich will
in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe.
25Und
wenn er es bei seiner Rückkehr sauber und geschmückt antrifft,
26dann
geht er und holt sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst.
Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. So wird es mit diesem Menschen am
Ende schlimmer werden als vorher.
FÜRBITTEN
Wir
beten zu Jesus Christus, der gehorsam war bis zum Tod am Kreuz:
Fördere
alle Bemühungen der Christen, die Glaubensspaltungen zu überwinden.
A.: Herr, erhöre unser Gebet.
Schenke
allen Völkern Wohlergehen und Frieden.
Sei
allen nahe, die aus ihrer Not keinen Ausweg finden.
Gib
uns die Gnade, dir beharrlich nachzufolgen.
Denn
durch dein Kreuz hast du der Welt das Heil gebracht. Dir sei Dank und Lobpreis
in Ewigkeit.
A.: Amen.
„Der Christ muss den Mut haben, zum Neuen und zum Alten je nachdem nein oder ja zu sagen, er muss den Mut
haben, selbst eine christliche Kultur zu entwickeln, eine Kultur, die wirklich
die der heutigen Zeit ist, die auch immer Gottes ist, und dennoch eine
christliche, eine entdämonisierte und
exorzisierte Kultur ... Diese Kultur, zu der wir eine Sendung und einen Auftrag
haben, die wir christlich vollbringen sollen, die wir immer wieder reinigen
sollen von der Macht der Finsternis und des Bösen, bleibt dasjenige, das erst
im Reich Gottes vollendet wird. Vorher können wir, wenn etwas, mit dem Finger
Gottes da und dort Zeichen schaffen dafür, dass das Reich Gottes in einem
Lichten und Heilen, Gesunden und Wahren in dieser Welt der Finsternis am Kommen
ist. Mehr werden wir nie fertig bringen. Aber schon das ist ein großer Auftrag,
den wir haben, als Menschen und Christen, ein Auftrag gegen das Finstere, damit
geglaubt werden könne, dass das Reich Gottes am Kommen ist“ (Karl Rahner).