Mittwoch der 19. Woche im Jahreskreis
TAGESGEBET
Gott.
Du kennst uns besser, als wir uns selber kennen.
Du weißt, wie sehr wir
der Änderung und Umkehr bedürfen.
Aber du trittst nicht mit Gewalt an uns heran
oder mit List.
Du kommst zu uns mit deinem Wort –
deinem offenen und guten,
deinem fordernden und heilenden Wort.
Gib, dass wir dir heute nicht ausweichen,
dass wir uns öffnen
und dein Wort annehmen:
Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. (MB 317, 33)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Mose stirbt nicht, weil er altersschwach ist, sondern weil Gott es ihm befiehlt. Er stirbt ohne Frage und ohne Widerspruch: auch darin ist er der „Knecht des Herrn“. Dass er vom Nebo aus das verheißene Land sehen durfte, ist nicht nur als Trost gemeint, von Gefühlen des Mose ist hier überhaupt nicht die Rede; das Schauen des Landes: kommt vielmehr einer rechtlichen Besitzergreifung gleich (vgl. Gen 13,10.14). - Josua führt von jetzt an das Volk mit der Autorität, die Mose ihm übertragen hat, und mit seinem „Geist der Weisheit“. Aber er war kein zweiter Mose, mit dem Jahwe „Auge in Auge“ verkehrt hätte. - Zu Vers 1: Dtn 3,27. - Zu Vers 9: Jos 1,1-5. - Zu Vers 10: Ex 33,11.20; Num 12,6-8; Sir 45,5.
ERSTE Lesung |
Dtn 34, 1-12 |
Mose, der Knecht des Herrn, starb in Moab, wie es der Herr bestimmt
hatte. Niemals wieder ist in Israel ein Prophet wie Mose aufgetreten
Lesung aus dem Buch Deuteronomium
In
jenen Tagen
1stieg Mose aus den Steppen von
Moab hinauf auf den Nebo, den Gipfel des Pisga gegenüber Jericho, und der Herr
zeigte ihm das ganze Land. Er zeigte ihm Gilead bis nach Dan hin,
2ganz Naftali, das Gebiet von
Efraim und Manasse, ganz Juda bis zum Mittelmeer,
3den Negeb und die Jordangegend,
den Talgraben von Jericho, der Palmenstadt, bis Zoar.
4Der Herr sagte zu ihm: Das ist
das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob versprochen habe mit dem Schwur:
Deinen Nachkommen werde ich es geben. Ich habe es dich mit deinen Augen schauen
lassen. Hinüberziehen wirst du nicht.
5Danach starb Mose, der Knecht des
Herrn, dort in Moab, wie es der Herr bestimmt hatte.
6Man begrub ihn im Tal, in Moab,
gegenüber Bet-Pegor. Bis heute kennt niemand sein Grab.
7Mose war hundertzwanzig Jahre
alt, als er starb. Sein Auge war noch nicht getrübt, seine Frische war noch
nicht geschwunden.
8Die Israeliten beweinten Mose
dreißig Tage lang in den Steppen von Moab. Danach war die Zeit des Weinens und
der Klage um Mose beendet.
9Josua, der Sohn Nuns, war vom
Geist der Weisheit erfüllt, denn Mose hatte ihm die Hände aufgelegt. Die
Israeliten hörten auf ihn und taten, was der Herr dem Mose aufgetragen hatte.
10Niemals wieder ist in Israel ein
Prophet wie Mose aufgetreten. Ihn hat der Herr Auge in Auge berufen.
11Keiner ist ihm vergleichbar,
wegen all der Zeichen und Wunder, die er in Ägypten im Auftrag des Herrn am
Pharao, an seinem ganzen Hof und an seinem ganzen Land getan hat,
12wegen all der Beweise seiner
starken Hand und wegen all der Furcht erregenden und großen Taten, die Mose vor
den Augen von ganz Israel vollbracht hat.
Antwortpsalm |
Ps 66 (65), 1-3a.5 u. 16.17 u. 20 (R: vgl. 20a.9a) |
R Gepriesen sei Gott, der mich am Leben erhält. - R |
(GL neu 643, 4) |
1 Jauchzt vor Gott, alle Länder der Erde! |
VI. Ton |
2 Spielt zum Ruhm seines Namens!
Verherrlicht ihn mit Lobpreis!
3a Sagt zu Gott: „Wie Ehrfurcht gebietend
sind deine Taten.“ - (R)
5 Kommt und seht die Taten Gottes!
Staunenswert ist sein Tun an den
Menschen.
16 Ihr alle, die ihr Gott fürchtet, kommt und
hört;
ich will euch erzählen, was er mir
Gutes getan hat. - (R)
17
Zu ihm hatte ich mit lauter Stimme
gerufen,
und schon konnte mein Mund ihn
preisen.
20 Gepriesen sei Gott; denn er hat mein Gebet
nicht verworfen
und mir seine Huld nicht entzogen.
- R
Jahr II
Zur Lesung Noch stehen Jerusalem und
der Tempel. Aber der Prophet schaut das Gericht über die Stadt. Das Ende ist
nahe (vgl. 7,7; 8,18), und das Gericht beginnt im Heiligtum (9,6), das zum
Ort des abscheulichsten Götzendienstes geworden ist (Kap. 8). „Der Herr sieht
uns nicht“, sagen sie, „der Herr hat das Land verlassen“ (8,12). Weil sie das
sagen (9,9), verlässt Jahwe tatsächlich die Stadt und gibt sie ohne Mitleid
dem Verderben preis. Das ist der Sinn der Vision von 10,18-22 (fortgesetzt in
11,22-23). Aber ein Rest wird verschont; die Unschuldigen sollen nicht mit
den Schuldigen zugrunde gehen. Es gibt in der Stadt Männer, die über die
herrschende Gottlosigkeit seufzen und stöhnen (9,4); sie erhalten auf ihre
Stirn das rettende Zeichen, den Buchstaben Taw. Es ist der letzte Buchstabe des
hebräischen Alphabets, der erste des Wortes Tora (= Gesetz) und hat in der
alten phönikischen Schrift die Form des Kreuzes. - 1 Petr 4,17; 1 Kön 19,18;
Gen 4,15; Ex 12,7.13; Offb 7,2-3; 9,4.
ERSTE Lesung |
Ez 9, 1-8a; 10, 18-22 |
Schreib ein T auf die Stirn aller Männer, die über die in Jerusalem
begangenen Gräueltaten seufzen und stöhnen
Lesung aus dem Buch Ezechiel
1Gott, der Herr, schrie mir laut in die Ohren: Das
Strafgericht über die Stadt ist nahe. Jeder soll sein Werkzeug zum Zertrümmern
in die Hand nehmen.
2Da kamen sechs Männer vom oberen Tor, das im Norden
liegt. Jeder hatte sein Werkzeug zum Zertrümmern in der Hand. Unter ihnen war
auch ein Mann, der ein leinenes Gewand anhatte; an seinem Gürtel hing Schreibzeug.
Sie kamen herein und stellten sich neben den Altar aus Bronze.
3Die Herrlichkeit des Gottes Israels schwebte von den
Kerubim, über denen sie war, hinüber zur Schwelle des Tempels. Er rief den
Mann, der das leinene Gewand anhatte und an dessen Gürtel das Schreibzeug hing.
4Der Herr sagte zu ihm: Geh mitten durch die Stadt
Jerusalem und schreib ein T auf die Stirn aller Männer, die über die in der
Stadt begangenen Gräueltaten seufzen und stöhnen.
5Und ich hörte, wie er zu den anderen sagte: Geht
hinter ihm her durch die Stadt, und schlagt zu! Euer Auge soll kein Mitleid
zeigen, gewährt keine Schonung!
6Alt und jung, Mädchen, Kinder und Frauen sollt ihr
erschlagen und umbringen. Doch von denen, die das T auf der Stirn haben, dürft
ihr keinen anrühren. Beginnt in meinem Heiligtum! Da begannen sie bei den
Ältesten, die vor dem Tempel standen.
7Er sagte zu ihnen: Macht den Tempel unrein, füllt
seine Höfe mit Erschlagenen! Dann geht hinaus, und schlagt in der Stadt zu!
8Sie schlugen zu, und ich allein blieb übrig;
18Da verließ die Herrlichkeit des Herrn die Schwelle
des Tempels und nahm wieder ihren Platz über den Kerubim ein.
19Die Kerubim bewegten ihre Flügel und hoben sich vor
meinen Augen vom Boden empor. Sie gingen hinaus, und die Räder liefen an ihrer
Seite mit. Vor dem östlichen Tor am Haus des Herrn blieben sie stehen. Und die
Herrlichkeit des Gottes Israels schwebte über ihnen.
20Es waren die Lebewesen, die ich unter dem Thron des
Gottes Israels am Fluss Kebar gesehen hatte, und ich erkannte, dass es Kerubim
waren.
21Jedes dieser Lebewesen hatte vier Gesichter und vier
Flügel. Unter ihren Flügeln hatten sie etwas, das wie Menschenhände aussah.
22Ihre Gesichter glichen den Gesichtern, die ich am
Fluss Kebar gesehen hatte. Jedes Lebewesen ging in die Richtung, in die eines
seiner Gesichter wies.
Antwortpsalm |
Ps 113 (112), 1-2.3-4.5-6 (R: vgl..4b) |
R Die Herrlichkeit des Herrn überragt die Himmel. - R |
(GL neu 35, 1) |
(Oder: Halleluja.) |
1 Lobet, ihr Knechte des Herrn, |
VII. Ton |
lobt den Namen des Herrn!
2
Der Name des Herrn sei gepriesen
von nun an bis in Ewigkeit. - (R)
3 Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang
sei der Name des Herrn gelobt.
4 Der Herr ist erhaben über alle Völker,
seine Herrlichkeit überragt die
Himmel. - (R)
5
Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott,
im Himmel und auf Erden,
6 ihm, der in der Höhe thront,
der hinabschaut in die Tiefe? - R
Jahr I und II
ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. 2 Kor 5, 19 |
Halleluja.
Halleluja.
Gott
hat in Christus die Welt mit sich versöhnt
und
uns das Wort von der Versöhnung anvertraut.
Halleluja.
Zum Evangelium Die Kirche ist keine Gemeinschaft von heiligen und vollkommenen
Menschen; es gibt in der Kirche die Sünde. Aber der Sünder muss als Bruder
behandelt werden; „dein Bruder“: das ist zu jedem gesagt, der in der Gemeinde
steht; für jeden ist der Bruder, der sündigt, eine Verantwortung und eine
Aufgabe. Es kann auch der schwere Fall eintreten, dass es weder dem einzelnen
Gemeindemitglied noch der „Kirche“ (der am Ort versammelten Gemeinde) gelingt,
ihn zurückzurufen. - Wie Petrus (16,19), so hat auch die Kirche, die Gemeinde
der Glaubenden, Gewalt, zu binden und zu lösen, und sie muss von dieser
doppelten Gewalt Gebrauch machen. Nichts ist darüber gesagt, ob der Ausschluss
aus der Gemeinde als ein endgültiger zu betrachten ist; aber die Tendenz dieses
Abschnitts und des ganzen Evangeliums ist eindeutig: die Strafe soll ein
letzter Versuch sein, dem irrenden Bruder seine Situation zum Bewusstsein zu
bringen. Strafen ist nicht das Letzte, was die Kirche zu tun hat; dem irrenden,
ausgeschlossenen Bruder gegenüber weiß sich die Gemeinde auch und gerade dann
zum Gebet verpflichtet, wenn sie nichts anderes mehr für ihn tun kann. - Lk
17,3; Lev 19,17: Gal 6,1; Tit 3,10; Dtn 19,15; 2 Kor 13,1; 1 Tim 5,19-20; Röm 16,17; 1 Kor 5,11; Mt 7,7-8; Joh 15,7.16; Mt 28,20; 1 Kor 5,4.
Evangelium |
Mt 18, 15-20 |
Wenn dein Bruder auf dich
hört, so hast du ihn zurückgewonnen
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
15Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise
ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder
zurückgewonnen.
16Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder
zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei
Zeugen entschieden werden.
17Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der
Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie
ein Heide oder ein Zöllner.
18Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden
werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden
lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.
19Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf
Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.
20Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt
sind, da bin ich mitten unter ihnen.
FÜRBITTEN
Jesus
Christus wurde unser Bruder, damit wir Kinder Gottes werden. Zu ihm wollen wir
beten:
Für unseren Papst und alle Bischöfe: behüte und bestärke sie in ihrem
Dienst. (Stille) Herr, erbarme dich.
A.: Christus, erbarme dich.
Für
alle, die ein öffentliches Amt haben: lass sie zum Wohl aller beitragen. (Stille) Herr, erbarme dich.
Für
alle Notleidenden: nimm dich ihrer an, und mach ihnen Hoffnung. (Stille) Herr, erbarme dich.
Für
unsere Gemeinde: stärke unser Vertrauen in die Macht des Gebetes. (Stille) Herr, erbarme dich.
Denn du bist in unserer Mitte, wenn wir in deinem Namen versammelt sind. Dir sei Dank und Lobpreis in alle Ewigkeit. A.: Amen.
„Mose hat sich nicht als einen
Einzelnen und Einmaligen verstanden, sondern als den Beauftragten, der, solange
der Auftrag noch nicht in seiner Gänze erfüllt ist, Mal um Mal wiederkehren
muss, nicht als diese Person oder diese Seele (von Seelenwanderung oder
dergleichen ist hier natürlich nicht die Rede), sondern eben als der Fortsetzer
der Auftragserfüllung, was immer sonst dessen Person oder Seele sei. ,Prophet‘
wird in Dtn 18,15 gesagt, aber was zuinnerst gemeint ist, das ist eben der
ungespaltene Mensch, der als solcher die Gottesbotschaft empfängt und als
solcher sie ins Leben zu übertragen strebt. Nur in scheinbarem Widerspruch
dazu stehen die Worte (34,10), mit denen offenbar ursprünglich die Erzählung
vom Tode Moses schloss: hinfort sei in Israel kein Prophet Mose gleich erstanden,
den Jahwe ,Angesicht zu Angesicht erkannte‘, d. h., mit dem er wie mit Mose
unmittelbaren Umgang pflog. Hier wird, um dem Missverstehen jener Verkündigung
vorzubeugen, das Einmalige vom Wiederkehrenden geschieden: etwas, etwas in
diesen Worten Umschriebenes, kehrt nicht wieder, aber was wiederkehrt, genügt
zur Erneuerung aus dem Geist. Mose ist nicht der Erste der Propheten Israels,
er bricht aus dieser wie aus jeder Reihe aus - aber die Propheten Israels,
Männer des Geistes nur noch im Sinne des Geisteswortes, setzen sein Werk fort,
jeder von ihnen nimmt es von neuem auf, und alles Neue will nur Wiederbringung
sein“ (Martin Buber).