SAMSTAG DER 17. WOCHE
IM JAHRESKREIS
Tagesgebet
Allmächtiger und barmherziger Gott,
leite und stärke uns durch deinen Geist,
damit wir immer das Leiden Jesu
an unserem Leibe tragen,
dann wird auch sein Leben an uns offenbar werden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 294)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Das Alte Testament kennt nicht nur den Rhythmus von Wochen und Monaten,
der sich jedes Jahr wiederholt; es gibt darüber hinaus den Rhythmus von sieben
Jahren und von sieben Mal sieben Jahren. Alle sieben Jahre soll die Erde
„Sabbat“ haben, es soll nicht gepflügt und nicht gesät werden. Nach sieben Mal
sieben Jahren wird das Jubeljahr gefeiert, hebräisch Jobel-Jahr, weil es mit
dem Lärm-Horn (= jobel) angekündigt wurde. In diesem Jahr soll jeder Israelit,
der sich etwa aus Not als Sklave verkauft hat, wieder frei werden, und alles
verkaufte Land soll zu seinem ursprünglichen Eigentümer zurückkehren, so dass
die Kaufverträge praktisch nur Pachtverträge sind. Hinter dieser wirtschaftlichen
und sozialen Gesetzgebung steht die Auffassung, dass der Mensch frei ist und
seine Freiheit nie endgültig verlieren kann; alles Land aber ist Eigentum
Gottes, deshalb kann es nicht endgültig verkauft werden. Der Beginn des
Jobel-Jahres fällt mit dem Versöhnungstag zusammen; damit wird auch angedeutet,
dass mit dem Schulderlass ein Sündenerlass verbunden ist. Die Ankündigung
dieses „Gnadenjahres“ war frohe Botschaft, „Evangelium“. - Das Gesetz war gut,
aber es ist praktisch kaum je durchgeführt worden. Seine wahre Deutung und
Verwirklichung erhielt es, als Jesus auftrat und die Frohe Botschaft
verkündete. - Ex 21,2-11; Dtn 15,12-18; Jer 34,8-22; Jes 61,1-3; Lk 4,18-21.
ERSTE Lesung |
Lev 25, 1.8-17 |
Im Jubeljahr soll jeder von euch zu seinem Besitz zurückkehren
Lesung aus dem Buch
Levitikus
1Der Herr sprach
zu Mose auf dem Berg Sinai:
8Du sollst sieben
Jahreswochen, siebenmal sieben Jahre, zählen; die Zeit von sieben Jahreswochen
ergibt für dich neunundvierzig Jahre.
9Im siebten
Monat, am zehnten Tag des Monats, sollst du das Signalhorn ertönen lassen; am
Versöhnungstag sollt ihr das Horn im ganzen Land ertönen lassen.
10Erklärt dieses
fünfzigste Jahr für heilig, und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus!
Es gelte euch als Jubeljahr. Jeder von euch soll zu seinem Grundbesitz
zurückkehren, jeder soll zu seiner Sippe heimkehren.
11Dieses
fünfzigste Jahr gelte euch als Jubeljahr. Ihr sollt nicht säen, den Nachwuchs
nicht abernten, die unbeschnittenen Weinstöcke nicht lesen.
12Denn es ist ein
Jubeljahr, es soll euch als heilig gelten. Vom Feld weg sollt ihr den Ertrag
essen.
13In diesem
Jubeljahr soll jeder von euch zu seinem Besitz zurückkehren.
14Wenn du deinem
Stammesgenossen etwas verkaufst oder von ihm etwas kaufst, sollt ihr einander
nicht übervorteilen.
15Kaufst du von
deinem Stammesgenossen, so berücksichtige die Zahl der Jahre nach dem
Jubeljahr; verkauft er dir, dann soll er die noch ausstehenden Ertragsjahre
berücksichtigen.
16Je höher die
Anzahl der Jahre, desto höher berechne den Kaufpreis; je geringer die Anzahl
der Jahre, desto weniger verlang von ihm; denn es ist die Zahl von
Ernteerträgen, die er dir verkauft.
17Ihr sollt
einander nicht übervorteilen. Fürchte deinen Gott; denn ich bin der Herr, euer
Gott.
Antwortpsalm |
Ps 67 (66), 2-3.5.7-8 (R: 4) |
R Die Völker sollen dir danken, o Gott, |
(GL neu 54, 1) |
danken sollen dir die Völker alle. - R |
2 Gott sei uns gnädig und segne uns. |
VIII. Ton |
Er lasse über uns sein Angesicht
leuchten,
3
damit auf Erden sein Weg erkannt wird
und unter allen Völkern sein Heil. - (R)
5 Die Nationen sollen sich freuen und
jubeln.
Denn du richtest den Erdkreis gerecht.
Du richtest die Völker nach Recht
und regierst die Nationen auf Erden. - (R)
7 Das Land gab seinen Ertrag.
Es segne uns Gott, unser Gott.
8 Es segne uns Gott.
Alle Welt fürchte und ehre ihn. - R
Jahr II
Zur Lesung Die Gerichtsverhandlung gegen Jeremia erinnert uns an die Verhandlung
gegen Jesus; bei Jeremia waren die Priester und Propheten, bei Jesus die
Sadduzäer und Pharisäer die Ankläger. Die Anklage lautet auf Todesstrafe.
Jerusalem mit dem Tempel ist der Ort, an dem Jahwe seinen „Namen“ wohnen lässt
(Dtn 12,5), der Ort seiner hilfreichen Gegenwart. Ein Wort gegen den Tempel
ist demnach - wie ein Wort gegen Jahwe selbst - Gotteslästerung, und wer den
Namen Jahwes lästert, soll nach Lev 24,16 von der ganzen Gemeinde gesteinigt
werden. Jeremia weiß sich zu verteidigen: Was er gesagt hat, waren nicht seine
eigenen Worte, Jahwe selbst hat sie ihm aufgetragen; und das Ziel seiner Rede
war nicht Fluch, sondern Segen; der heiße Wunsch Jahwes und seines Propheten
ist es, die Stadt zu retten. In dieser gefährlichen Stunde erfuhr Jeremia, dass
Gott „mit ihm“ war und ihn beschützte, wie er es ihm zugesagt hatte. - Jona 1,14; Mt 26,59-66; Apg 6,13-14.
ERSTE Lesung |
Jer 26, 11-16.24 |
Der Herr hat mich wirklich
zu euch gesandt, damit ich euch alle diese Worte in die Ohren rufe
Lesung aus dem Buch Jeremia
In
jenen Tagen
11sagten die Priester und Propheten zu den Beamten und zum ganzen Volk: Dieser Mann hat den Tod verdient;
denn er hat gegen diese Stadt geweissagt, wie ihr mit eigenen Ohren gehört
habt.
12Jeremia aber erwiderte allen
Beamten und dem ganzen Volk: Der Herr hat mich gesandt, damit ich als Prophet
gegen dieses Haus und diese Stadt alle Worte verkünde, die ihr gehört habt.
13Nun also, bessert euer
Verhalten und euer Tun, und hört auf die Stimme des Herrn, eures Gottes! Dann
wird den Herrn das Unheil reuen, das er euch angedroht hat.
14Ich selbst bin in eurer
Hand; macht mit mir, was ihr für gut und recht haltet.
15Aber das sollt ihr wissen:
Wenn ihr mich tötet, bringt ihr unschuldiges Blut über euch, über diese Stadt
und ihre Einwohner. Denn der Herr hat mich wirklich zu euch gesandt, damit ich
euch alle diese Worte in die Ohren rufe.
16Da sagten die Beamten und
das ganze Volk zu den Priestern und Propheten: Dieser Mann hat den Tod nicht
verdient; denn er hat zu uns im Namen des Herrn, unseres Gottes, geredet.
24Ahikam jedoch, der Sohn
Schafans, beschützte Jeremia, so dass man ihn nicht dem Volk auslieferte, das
ihn töten wollte.
Antwortpsalm |
Ps 69 (68), 15-16.30-31.33-34 (R: vgl. 14a) |
R Zur Zeit der Gnade erhöre mich, o Herr! - R |
(GL neu 76, 1) |
15 Entreiß mich dem Sumpf, damit ich nicht versinke. |
I. Ton |
Zieh mich heraus aus dem Verderben,
aus dem tiefen Wasser!
16 Lass nicht zu, dass die Flut mich
überschwemmt,
die Tiefe mich verschlingt,
der Brunnenschacht über mir seinen
Rachen schließt. - (R)
30 Ich bin elend und voller Schmerzen;
doch deine Hilfe, o Gott, wird mich
erhöhen.
31 Ich will den Namen Gottes rühmen im Lied,
in meinem Danklied ihn preisen. - (R)
33 Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch;
ihr, die ihr Gott sucht: euer Herz
lebe auf!
34 Denn der Herr hört auf die Armen,
er verachtet die Gefangenen nicht. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Mt 5, 10 |
Halleluja.
Halleluja.
Selig,
die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung leiden;
denn
ihnen gehört das Himmelreich.
Halleluja.
Zum Evangelium Wer
einen Propheten umgebracht hat, kann nicht mehr ruhig weiterleben; der Tote hört
nicht auf zu reden. Das hat nicht nur der Tetrarch Herodes Antipas erfahren;
aber er ist das geradezu klassische Beispiel des schlechten Gewissens. Johannes
der Täufer war tot, ganz sicher, man hatte ja seinen Kopf auf dem Teller
gesehen. - Herodes fürchtet Jesus; Jesus fürchtet ihn nicht, dennoch weicht er
ihm aus. Der Tod des Johannes war ein Signal. und Jesus weiß, dass auch er dem
Tod entgegengeht. Aber vorher hat er noch viel zu tun und zu sagen, und nicht
Herodes wird ihm das Todesurteil sprechen. - Das heutige Evangelium ist wie
ein Nachruf auf Johannes den Täufer. Wie einst Elija war Johannes dem König
entgegengetreten, um ihm zu sagen: Es ist dir nicht erlaubt. Und wie damals, so
war es auch jetzt die Frau, die dem Propheten den Protest (der ja auch ihr
galt) nicht verzieh. Aber kein „feuriger Wagen“ kam vom Himmel, um den
Vorläufer Jesu abzuholen; der Größte der Propheten hatte einen ruhmlosen Tod. -
Mk 6,14-29; Lk 9,7-9; Mt 16,14; Lk 9,19; 23,8-12; 3,19-20; Lev 18,16;
20,21; Mt 21,26.
Evangelium |
Mt 14, 1-12 |
Herodes ließ Johannes enthaupten. Die Jünger des Johannes gingen zu Jesus und berichteten ihm alles
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
1In jener Zeit hörte der
Tetrarch Herodes, was man von Jesus erzählte.
2Er sagte zu seinem Gefolge:
Das ist Johannes der Täufer. Er ist von den Toten auferstanden; deshalb wirken
solche Kräfte in ihm.
3Herodes hatte nämlich
Johannes festnehmen und in Ketten ins Gefängnis werfen lassen. Schuld daran war
Herodias, die Frau seines Bruders Philippus.
4Denn Johannes hatte zu
Herodes gesagt: Du hattest nicht das Recht, sie zur Frau zu nehmen.
5Der König wollte ihn
deswegen töten lassen, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn man hielt
Johannes für einen Propheten.
6Als aber der Geburtstag des
Herodes gefeiert wurde, tanzte die Tochter der Herodias vor den Gästen. Und sie
gefiel Herodes so sehr,
7dass er schwor, ihr alles zu
geben, was sie sich wünschte.
8Da sagte sie auf Drängen
ihrer Mutter: Lass mir auf einer Schale den Kopf des Täufers Johannes
herbringen.
9Der König wurde traurig;
aber weil er einen Schwur geleistet hatte - noch dazu vor allen Gästen -,
befahl er, ihr den Kopf zu bringen.
10Und er ließ Johannes im
Gefängnis enthaupten.
11Man brachte den Kopf auf
einer Schale und gab ihn dem Mädchen, und sie brachte ihn ihrer Mutter.
12Die Jünger des Johannes aber
holten den Leichnam und begruben ihn. Dann gingen sie zu Jesus und berichteten
ihm alles.
Fürbitten
Im
Gebet wenden wir uns an Christus, der für uns sein Leben hingab:
Stärke
die Hirten der Kirche, dass sie unerschrocken für dein Gebot eintreten.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
Bewahre
die Mächtigen vor ungerechten Entscheidungen.
Rette
alle, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Mach
uns bereit, für unsere Überzeugung einzustehen.
Allmächtiger Gott, dein Sohn war dir gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Hilf
uns, ihm nachzufolgen. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren
Herrn. A.:
Amen.
„Das Eigentliche der Tugend der Tapferkeit ist
nicht Angriff, nicht Selbstvertrauen und nicht Zorn, sondern Standhalten und
Geduld. Nicht aber deswegen - man kann das nicht zu häufig wiederholen -, weil
Geduld und Standhalten schlechthin besser und vollkommener wären als lebendige
Tat und Selbstvertrauen, sondern deshalb, weil die wirkliche Welt so gebaut,
aus solchen Gegensätzen zusammengestellt ist, dass erst im äußersten Ernstfall,
der außer dem Standhalten gar keine andere Möglichkeit des Widerstandes übrig
lässt, die letzten und tiefsten Seelenkräfte des Menschen sich zu offenbaren
vermögen. Die Geduld ist etwas ganz anderes als das wahllose Hinnehmen von
irgendwelchen Übeln. Thomas von Aquin sagt: ,Geduldig ist nicht, wer das Übel
nicht sieht, sondern wer sich dadurch nicht zu Traurigkeit hinreißen lässt.‘
Geduldig
sein heißt: sich durch die Verwundungen, die aus der Verwirklichung des Guten
erwachsen, nicht die Heiterkeit und die Klarsichtigkeit der Seele rauben zu
lassen“ (Ladislaus Boros).