Zehnter Sonntag im Jahreskreis

Barmherzigkeit hat in unserer Sprache keinen besonders guten Klang. Wir wollen zuerst Gerechtigkeit. Aber sagen wir statt Barmherzigkeit einmal Zuwendung, Verständnis, Hilfsbereitschaft, Versöhnung: All das lässt sich nicht durch Gesetze erzwingen, es kann nur aus dem Herzen kommen. Ohne diese Barmherzigkeit (oder wie wir es nennen wollen), ohne die Liebe, die dem anderen Gutes will und Gutes tut, ist unser ganzer Gottesdienst nichts wert.

EröffnungsversPs 27 (26), 1–2

Der Herr ist mein Licht und mein Heil;
vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist die Kraft meines Lebens;
vor wem sollte mir bangen?
Meine Bedränger und Feinde,
sie müssen straucheln und fallen.

Ehre sei Gott, S 375 f.

Tagesgebet

Gott, unser Vater, alles Gute kommt allein von dir.
Schenke uns deinen Geist,
damit wir erkennen, was recht ist,
und es mit deiner Hilfe auch tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Zur 1. Lesung   Im vorangehenden Bußgebet Hos 6, 1–3 hatte das Volk von der Rückkehr zu Gott gesprochen und von Rettung als der erwarteten Frucht des Bußgottesdienstes. Aber was soll ein Bußgottesdienst, wo kein ernster Wille zur Umkehr vorhanden ist? Gott will nicht einen äußerlichen Opferkult, sondern Liebe und Gotteserkenntnis: lebendiges Wissen um den hier und jetzt anwesenden, schenkenden und fordernden Gott.

Erste LesungHos 6, 3–6

An Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern

Lesung
aus dem Buch Hoséa.

3Lasst uns den Herrn erkennen,
ja lasst uns nach der Erkenntnis des Herrn jagen!
Er kommt so sicher wie das Morgenrot;
er kommt zu uns wie der Regen,
wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.
4Was soll ich mit dir tun, Éfraim?
Was soll ich mit dir tun, Juda?
Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen
und wie der Tau, der bald vergeht.
5Darum habe ich durch die Propheten zugeschlagen,
habe sie durch die Worte meines Mundes umgebracht.
Dann wird mein Recht hervorbrechen wie das Licht.
6Denn an Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern,
an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.

AntwortpsalmPs 50 (49), 7–8.12–13.14–15 (Kv: vgl. 23b)

Kv Wer den rechten Weg beachtet, der schaut Gottes Heil. – Kv

7„Höre, mein Volk, ich rede. /GL 53,1
Israel, ich bin gegen dich Zeuge, *
Gott, dein Gott bin ich.
8Nicht wegen deiner Opfer rüge ich dich, *
deine Brandopfer sind mir immer vor Augen. – (Kv)
12Hätte ich Hunger, ich brauchte es dir nicht zu sagen, *
denn mein ist der Erdkreis und seine ganze Fülle.
13Soll ich denn das Fleisch von Stieren essen *
und das Blut von Böcken trinken? – (Kv)
14Bring Gott ein Opfer des Dankes *
und erfülle dem Höchsten deine Gelübde!
15Ruf mich am Tage der Not; *
dann rette ich dich und du wirst mich ehren.“ – Kv

Zur 2. Lesung   Nicht durch Erfüllung des mosaischen Gesetzes oder anderer Gesetze wird der Mensch vor Gott gerecht, sondern durch den Glauben (Röm 3, 22). Der Glaube Abrahams war Hoffnung, Vertrauen, Gehorsam. Er hat Gott als den anerkannt, der sein Wort wahr macht, selbst da, wo es ganz unmöglich scheint. Wer so, ohne Vorbehalt, zu Gott ja sagt und sich in seine Hände gibt, zu dem sagt auch Gott ja; der ist „gerecht“, das heißt: von Gott angenommen.

Zweite LesungRöm 4, 18–25

Er wurde stark im Glauben, indem er Gott die Ehre erwies

Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

Schwestern und Brüder!
18Gegen alle Hoffnung
hat Abraham voll Hoffnung geglaubt,
dass er der Vater vieler Völker werde,
nach dem Wort:
So zahlreich werden deine Nachkommen sein.
19Ohne im Glauben schwach zu werden,
bedachte er, der fast Hundertjährige,
dass sein Leib und auch Saras Mutterschoß schon erstorben waren.
20Er zweifelte aber nicht im Unglauben an der Verheißung Gottes,
sondern wurde stark im Glauben,
indem er Gott die Ehre erwies,
21fest davon überzeugt,
dass Gott die Macht besitzt, auch zu tun, was er verheißen hat.
22Darum wurde es ihm auch als Gerechtigkeit angerechnet.
23Doch nicht allein um seinetwillen
steht geschrieben: Es wurde ihm angerechnet,
24 sondern auch um unseretwillen,
denen es angerechnet werden soll,
uns, die wir an den glauben,
der Jesus, unseren Herrn, von den Toten auferweckt hat.
25Wegen unserer Verfehlungen wurde er hingegeben,
wegen unserer Gerechtmachung wurde er auferweckt.

Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Jes 61, 1 (Lk 4, 18)

Halleluja. Halleluja.
Der Herr hat mich gesandt,
den Armen die Frohe Botschaft zu bringen
und den Gefangenen die Freiheit zu verkünden.
Halleluja.

Zum Evangelium   Für die gesetzestreuen Pharisäer ist es ein Ärgernis, dass Jesus sich mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch setzt, weil er sich dadurch unrein macht. Jesus aber beruft sich auf seine Sendung und auf den Willen Gottes. Er ist als Arzt für die Kranken gekommen; deshalb können hier keine Reinheitsvorschriften gelten, und seine Tischgemeinschaft mit den Sündern ist ein wirklicher Gottesdienst. Erbarmen und helfende Liebe ist der Dienst, den Gott eigentlich will.

EvangeliumMt 9, 9–13

Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit
9 sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen
und sagte zu ihm: Folge mir nach!
Und Matthäus stand auf
und folgte ihm nach.10Und als Jesus in seinem Haus bei Tisch war,
siehe, viele Zöllner und Sünder kamen
und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern.
11Als die Pharisäer das sahen,
sagten sie zu seinen Jüngern:
Wie kann euer Meister
zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?
12Er hörte es
und sagte: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes,
sondern die Kranken.
13Geht und lernt,
was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!
Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen,
sondern Sünder.

Glaubensbekenntnis

Fürbitten

Zur Eucharistiefeier   Am Tisch des Herrn ist Platz für alle, Sünder wie Gerechte. Wie gut, dass seine Tür immer offen steht. Ganz gleich, was wir mitbringen und wie es um uns steht: Wir sind immer willkommen.

Gabengebet

Herr, sieh gütig auf dein Volk, das sich zu deinem Lob versammelt hat.
Nimm an, was wir darbringen,
und mehre durch diese Feier unsere Liebe.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation

KommunionversPs 18 (17), 3

Herr, du bist mein Fels, meine Burg, mein Retter,
mein Gott, meine Zuflucht.

Oder:1 Joh 4, 16

Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott,
und Gott bleibt in ihm.

Schlussgebet

Barmherziger Gott, die heilende Kraft dieses Sakramentes
befreie uns von allem verkehrten Streben
und führe uns auf den rechten Weg.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Für den Tag und die Woche

Das Maß   „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“: Jesus zitiert bei Matthäus gleich zweimal diesen großen Lehrsatz des Propheten Hosea (Mt 9, 13; 12, 7). Die Christenheit hat den Akzent vielfach anders setzen wollen; das schiefe Wort vom „praktizierenden Christen“ ist der unwiderlegliche Zeuge für solches Denken und Werten. Der Gott der Offenbarung sollte gerade für die, die sich seine Frommen und seine Bekenner nennen, der Maßgebende schlechthin sein. Anderswo Maß zu nehmen, etwa an den eigenen Vorstellungen von Religion, ist gerade nicht die Religion, die Jahwe und Jesus wollen. (nach Alfons Deissler)

 

P. Anselm Schott

Messbücher-Namensgeber Pater Schott vor 125 Jahren gestorben (23.04.2021)
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