FREITAG DER 22.WOCHE
IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Herr, unser Gott,
durch den Tod
und die Auferstehung deines Sohnes
sind wir dein Volk geworden.
Lass die Freude über die Erlösung
in uns mächtig werden,
damit sie unser ganzes Leben bestimmt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 187)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Um Weisheit und Wachstum in der Erkenntnis hat Paulus für die Kolosser
gebetet (V. 9-10). Er ist in Sorge um den Glauben der Gemeinde. Sie wird von
Lehrern beunruhigt, die zwar Christus nicht ablehnen, aber behaupten, man müsse
außerdem gewisse Mächte (Geistwesen, Dämonen) verehren, die auf das menschliche
Leben Einfluss haben. Demgegenüber zeigt Paulus in dem Christushymnus der Verse
15-20 die universale und zentrale Stellung Christi in der Schöpfung und im
Leben der Menschen. Die Erlösung durch sein Blut verstehen wir in ihrer Tiefe
und Weite erst, wenn wir wissen, dass der Erlöser auch der Schöpfer ist. Er
ergreift die Welt und unser Leben nicht von außen. Er ist vor allem, und er
lebt zuinnerst in allem. In ihm aber lebt die Fülle Gottes selbst. Erst wenn
alle geschaffenen Wesen von dem in Christus anwesenden Gott erfüllt und von
seiner Klarheit erhellt werden, ist die Schöpfung vollendet. - Eph 1,10.21-23;
Kol 2,9-15; 3,12-15; Röm 5,6-11; Joh 1,1-14; 1 Joh 4,7-21.
ERSTE Lesung |
Kol 1, 15-20 |
Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser
15Christus ist
das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.
16Denn
in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das
Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn
und auf ihn hin geschaffen.
17Er ist
vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand.
18Er ist
das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der
Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang.
19Denn
Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen,
20um
durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu
Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.
Antwortpsalm |
Ps 100 (99), 2-3.4-5 (R: 1) |
R Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde! - R |
(GL neu 56, 1) |
2 Dient dem Herrn mit Freude! |
V. Ton |
Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!
3 Erkennt: Der Herr allein ist Gott.
Er hat uns geschaffen, wir sind sein
Eigentum,
sein Volk und die Herde seiner Weide. - (R)
4
Tretet mit Dank durch seine Tore ein!
Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe
seines Tempels!
Dankt ihm, preist seinen Namen!
5 Denn der Herr ist gütig,
ewig währt seine Huld,
von Geschlecht zu Geschlecht seine
Treue. - R
Jahr II
Zur Lesung Paulus nennt das apostolische Amt einen Dienst eine Verwaltung
(oekonomia) göttlicher Geheimnisse. Der Apostel ist zum Austeilen, zum
Weitergeben bestellt. Was teilt er aus? Gottes Wahrheit und Gottes Liebe. Er
steht im Dienst des ewigen Plans, dessen Verwirklichung mit der Erschaffung der
Welt begonnen hat und der die Geschichte des Alten wie des Neuen Bundes
umfasst. Der Kreuzestod Jesu ist die große Stunde dieser Heilsgeschichte, aber
nicht ihr Ende. Das Geheimnis wirkt in die Geschichte hinein weiter und sammelt
um sich die Gemeinde hörender und sehender, glaubender und wartender Menschen -
bis der Herr kommt (V. 5). Das wird dann die Stunde des Gerichts sein, über die
Verwalter und über die Empfänger der Gabe Gottes. Das sagt Paulus einer
Gemeinde, die sich das Richten über die Verkünder der Botschaft und damit auch
über die Botschaft selbst anmaßt. - Lk 12,42-44; 2 Kor 5,10-11; Lk 12,2-3;
Röm 2,16; Eph 3,9.
ERSTE Lesung |
1 Kor 4, 1-5 |
Der Herr wird die Absichten der Herzen aufdecken
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
Brüder!
1Als
Diener Christi soll man uns betrachten und als Verwalter von Geheimnissen Gottes.
2Von
Verwaltern aber verlangt man, dass sie sich treu erweisen.
3Mir
macht es allerdings nichts aus, wenn ihr oder ein menschliches Gericht mich zur
Verantwortung zieht; ich urteile auch nicht über mich selbst.
4Ich
bin mir zwar keiner Schuld bewusst, doch bin ich dadurch noch nicht gerecht
gesprochen; der Herr ist es, der mich zur Rechenschaft zieht.
5Richtet
also nicht vor der Zeit; wartet, bis der Herr kommt, der das im Dunkeln
Verborgene ans Licht bringen und die Absichten der Herzen aufdecken wird. Dann
wird jeder sein Lob von Gott erhalten.
Antwortpsalm |
Ps 37 (36), 3-4.18-19.27-28b.39-40b (R: 39a) |
R Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn. - R |
(GL neu 64, 1) |
3 Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, |
II. Ton |
bleib wohnen im Land und bewahre Treue!
4
Freu dich innig am Herrn!
Dann gibt er dir, was dein Herz
begehrt. - (R)
18
Der Herr kennt die Tage der Bewährten,
ihr Erbe hat ewig Bestand.
19 In bösen Zeiten werden sie nicht
zuschanden,
sie werden satt in den Tagen des
Hungers. - (R)
27
Meide das Böse und tu das Gute,
so bleibst du wohnen für immer.
28ab Denn der Herr liebt das Recht
und verlässt seine Frommen nicht. - (R)
39 Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn,
er ist ihre Zuflucht in Zeiten der
Not.
40ab Der Herr hilft ihnen und rettet sie
er rettet sie vor den Frevlern. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Joh 8, 12 |
Halleluja,
Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich
bin das Licht der Welt.
Wer
mir nachfolgt, hat das Licht des Lebens.
Halleluja.
Zum Evangelium Der Abschnitt
Lk 5,33-39 hat zwei Teile: 1. das Wort über das Fasten, 2. das Doppel-Wort vom
neuen Kleid und vom neuen Wein. Das Fasten ist Zeichen der Bußtrauer und des
Wartens auf Verzeihung und Hilfe; im Alten Testament und im Judentum war es eng
verbunden mit dem Warten auf das Kommen des Messias. Die Jünger Jesu fasten
nicht, denn sie stehen bereits in der Freude der Heilszeit, während die Jünger
des Johannes und die Pharisäer noch im Dunkeln tappen und warten. So erhält die
Frage nach dem Fasten eine Antwort über die Heilszeit, die Zeit der Freude,
die mit dem Kommen Jesu angebrochen ist. Zeit zum Fasten wird sein, wenn der
Bräutigam weggenommen ist: wenn Jesus nicht mehr bei den Seinen ist. - Mit dem
Wort vom neuen Kleid will Jesus sagen, dass er es für zwecklos hält, das Alte,
d. h. die pharisäische Gesetzespraxis, eben nur auszubessern. Mit der Ankunft
Jesu hat etwas Neues begonnen; wer sich ihm anschließt, muss das Alte hinter
sich lassen (vgl. 5,11), auch wenn das Neue (wie der neue Wein) einen ungewohnten,
herben Geschmack hat. - Mt 9,14-17; Mk 2,18-22; Sach 8,19; 19,7.
Evangelium |
Lk 5, 33-39 |
Wenn ihnen der Bräutigam genommen sein wird, dann werden sie fasten
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit
33sagten
die Pharisäer und Schriftgelehrten zu Jesus: Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger
der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken.
34Jesus
erwiderte ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der
Bräutigam bei ihnen ist?
35Es
werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen
Tagen werden sie fasten.
36Und er
erzählte ihnen auch noch ein Gleichnis: Niemand schneidet ein Stück von einem
neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes Kleid; denn das neue Kleid wäre
zerschnitten, und zu dem alten Kleid würde das Stück von dem neuen nicht
passen.
37Auch
füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Denn der neue Wein zerreißt die
Schläuche; er läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar.
38Neuen
Wein muss man in neue Schläuche füllen.
39Und
niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein
ist besser.
FÜRBITTEN
Zu
Jesus Christus, der uns Gottes Liebe offenbarte, beten wir:
Gib
den Verkündern des Glaubens das rechte Wort, und lass sie lebendige Zeugen
deiner Liebe sein.
A.: Herr, erhöre uns.
Hilf
allen, die über andere entscheiden, gerecht zu urteilen.
Schenke
allen unheilbar Kranken Tapferkeit, ihr Leid als dein Kreuz anzunehmen.
Schenke
uns die wahre Freiheit, dass wir dir mit frohem Herzen dienen.
Ewiger
Gott, dein Sohn hat für uns sein Leben hingegeben, damit wir zu dir gelangen
können. Erhöre unsere Bitten durch ihn. Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Wenn wir uns in
unserer Frömmigkeit niederlassen wollen, dann ist sie unecht. Echte Frömmigkeit
weiß, dass jeden Tag neu Schicksal und Herz mit Gottes Willen in Einklang zu
bringen sind, dass man aus den frommen Gedankenbahnen heraus muss, um sich
täglich einzubürgern in Gottes lebendige Wirklichkeit. Gott behält nur so lange
seine angreifende Kraft, seine persönliche Majestät, er behält nur so lange
Wirklichkeit und Gestalt für uns, solange wir aus immer neuer Begegnung mit ihm
den Gehalt unseres Herzens und das Handeln des Augenblicks beziehen. Darum
gilt es, immer wieder aus der geschlossenen Welt unserer Frömmigkeit
auszuwandern, um Gottes, des lebendigen, innezuwerden. ‚Gott ist das Wunder in
den Wüsten, das Ausgewanderten geschieht‘, sagt der Dichter. Es darf uns nicht
lieber werden als Gott. Gott aber will immer von neuem geliebt und deshalb
immer von neuem gesehen werden. So nur erlangen wir Bürgerrecht in seinem
Himmel“ (Georg Schulz).